Farblos anstelle tiefer Dunkelheit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
kobina Avatar

Von

Mit einer sapphic Horrormance samt BDSM-Anteilen hat man bei mir eigentlich leichtes Spiel – aber "House of Rayne" hat es trotzdem irgendwie vergeigt. Das Buch war einfach… maximal mid.

Richtig Spannung kam nie auf, weil alles viel zu vorhersehbar war. Vielleicht lag’s natürlich auch am Verlag, der sich damit rühmt, nur Bücher mit Happy Ends zu veröffentlichen. Aber wenn man von Anfang an weiß, dass beide Hauptcharakterinnen überleben, fehlt dem Ganzen einfach der Nervenkitzel. Jedes Mal, wenn irgendwie Gefahr aufkam, war es ein "Ja, whatever, ihr überlebt sowieso" und das tut einem solchen Buch wirklich nicht gut, das von dieser Spannung gelebt hätte.
Das besagte Happy End war dann auch wirklich übertrieben happy. Inklusive einem Epilog, der sich eher wie ein Fiebertraum gelesen hat als wie der Abschluss einer Horrormance.

Auch atmosphärisch wurde viel verschenkt. Es sollte düster und gothisch sein, unter anderem mit einem alten Herrenhaus voller Geheimnisse – stattdessen blieb gerade das namensgebende "House of Rayne" erstaunlich leblos. Die Kulisse hätte so viel mehr hergegeben. Gleiches gilt für das eigentliche Monster, dem "Engel", dessen Auflösung so vorhersehbar war, dass man sich unweigerlich fragt, warum Rayne das Ganze nicht schon vor Jahren geregelt hat.

Die Liebesgeschichte konnte das leider auch nicht retten. Die Insta-Love zwischen den beiden Protagonistinnen fühlte sich überhastet an – Liebe auf den ersten Blick, sofortige Lebensopfer, null Aufbau. Oh, und die besagten BDSM-Anteile waren ähnlich vanilla wie es auch schon in "Deep End" von Ali Hazelwood der Fall gewesen ist. Bei Büchern, wo bereits auf dem Klappentext die etwas dunklere Art von Sinnlichkeit anhintet wird, erwarte ich dann aber doch deutlich mehr.

Der Schreibstil von Laroux, war wenig auffallend; weder gab es sonderlich positive, noch negative Stellen zu vermerken. Aber immerhin kann ich Pluspunkte für die glaubhafte Darstellung von Angststörungen vergeben, die sich sensibel und echt anfühlte.
(Möchte man das Buch trotz meiner eher negativen Rezension lesen, würde ich übrigens die Halloweenzeit empfehlen, da es auch genau dort gesettet ist.)