Irisch, wie man es lieber nicht werden will

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
mythenmetzfan Avatar

Von

"How to be Irish" ist ein humorvolles Buch, in dem der Anthropologe David Slattery seine eigenen Landsleute, die Iren aufs Korn nimmt. Er bietet dabei eine volkskundliche Anleitung zum Irischsein, in der er gerne ein wenig übertreibt und vieles auf die Spitze treibt. Bei einer irischen Beerdigung erläutert er die verschiedenen Stufen der Trauergäste, je nachdem ob man nahe verwandt ist, oder irgendeinen Vorteil aus dem Tod ziehen kann usw. Sollte man jemals vorhaben eine Irische Hochzeit zu feiern sollte man sich wohl vor den Eltern der irischen Seite in Acht nehmen, denn die wissen garantiert noch ein paar Anverwandte, die auch unbedingt eingeladen werden müssen, sodass aus einer geplanten Feier im kleinen Kreis doch mal schnell zwei- bis dreihundert Leute werden. Als Gast gibt es verschiedene Möglichkeiten sich vor einer solchen Einladung zu drücken, wobei natürlich die radikalste, aber auch üblich ist, seinen eigenen Tod vorzutäuschen. Allerdings darf man sich danach bei niemandem mehr sehen lassen. Sehr interessante und wichtige Informationen gibt es auch für irische Pubbesucher, bzw. für Besucher eines Irish Pub. Zum Beispiel zahlt nicht jeder das, was er selber trinkt, sondern man geht zum Tresen und ordert für alle und bezahlt dann auch für alle (ein Tablett zu benutzen widerspricht dem guten Pub-Ton!). Dabei gibt es natürlich auch alle charakterlichen Abstufungen, vom lautstark Ankündigenden und Lobheischenden bis zum ewigen Drückeberger, der immer bis zum Schluss wartet um dem Zahlen zu entgehen, oder dem der immer sein Geld vergessen hat.
Alles in allem muss ich allerdings sagen, dass ich etwa nach der Hälfte ein bisschen den Spaß an der Sache verloren habe. Zu Anfang ist es ganz witzig solche Übertreibungen zu lesen, aber nach und nach kommt er doch immer wieder auf die selben "Fehler", die angeblich alle seine Landsleute haben, wie die depressive Stimmung und dem Hang zum Jammern. Irgendwann wird man selber schon ein bisschen wütend auf den Autor, selbst wenn man kein Ire ist. Wie müsste es dann erst einem Iren ergehen, der dieses Buch läse? Wenn ich der Autor wäre würde ich mich schämen und mich nicht mehr trauen, Landsleuten unter die Augen zu treten...