Wie man zum Iren wird - und dabei maßlos übertreibt

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adel69 Avatar

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Dank vorablesen.de durfte ich folgendes Buch kostenlos lesen:

==How To Be Irish==

Autor: David Slattery

==Handelt es sich hier um ein englischsprachiges Buch?==
Nein, das Buch, das ich gelesen habe und über das ich schreibe, ist die deutsche Ausgabe des Buches "How To Be Irish". Man hat hier den englischsprachigen Buchtitel nicht übersetzt - aber der Rest des Buches ist in deutscher Sprache gehalten. Bis auf einige "Fachbegriffe", die man in Irland verwendet und die man auf Englisch liest. Diese Fachbegriffe werden allerdings immer erläutert - oder man erfährt aus dem Sinnzusammenhang, worum es geht.

==Worum geht es in dem Buch?==
Der Autor zeigt, dem Leser, den er mit "Sie" anredet, welche Sitten und Gebräuche der Iren man kennen sollte, wenn man als Tourist nach Irland reist - oder sogar vorhat, für längere Zeit oder für immer in Irland zu wohnen. Allerdings tut er das mit einer gehörigen Portion Humor.
Er kümmert sich um folgende Themen, die in zehn Kapiteln behandelt werden:
1. Tod: Beerdigungen in Irland
2. In irischen Kneipen
3. Wie soll man sich als "Hereingeschneiter" - also Einwanderer - verhalten?
4. Wie werden irische Hochzeiten gefeiert und warum?
5. Wie verhalten sich die Iren beim Thema "Gesundheit"?
6. Was man wissen sollte, wenn man in Irland arbeitet.
7. Was man wissen sollte, wenn man in Irland baut.
8. Wie man in Irland Weihnachten feiert.
9. Wie wird man in Irland ein hoher Politiker?
10. Wie man sich in Irland cool gibt.
Jedes dieser Kapitel ist noch in Unterkapitel gegliedert.
Zum Schluss gibt es noch ein Glossar der wichtigsten irischen Ausdrücke und Abkürzungen wichtiger irischer Organisationen, die in dem Buch vorkommen.

==Meine Leseerfahrung==
Die Leseprobe bei vorablesen.de hatte mich in ihren Bann gezogen, denn sie klang sehr humorvoll. Außerdem habe ich schon Irland besucht - es hat mir gut gefallen. Deswegen war ich gespannt, darüber zu lesen, wie ein Ire über die Eigenheiten seiner Landsleute schreibt.
Herr Slattery hat nicht nur viel Humor - er übertreibt auch maßlos. Oft gingen mir die Übertreibungen beim Lesen gehörig auf die Nerven.
Die ersten Seiten eines jeden Kapitels fand ich beim Lesen noch logisch und witzig. Je weiter ich aber las, desto mehr übertrieb der Autor. Ich dachte dann immer: Wann hört er endlich damit auf? Durch die Übertreibungen war mir sehr schnell bewusst: So, wie Herr Slattery schreibt, verhält sich kein normaler Mensch. Und so verhält sich auch kein Ire.
Im vierten Kapitel geht es beispielsweise um das Thema "Hochzeiten". Der Autor erklärt, dass irische Paare nicht aus Liebe heiraten. Eigentlich will jedes irische Paar eine kleine Hochzeit mit engen Familienangehörigen feiern. Sobald man dann die Gästeliste beiden Elternpaaren des Brautpaares zeigt, steigt die Anzahl der Gäste rapide an. Bis auf einige hundert Personen. Der Autor geht dann so weit, dass er sich Gedanken darüber macht, welche Sorgen die Braut wegen ihrer Hochzeit haben könnte. Diese Sorgen werden seitenlang behandelt. Es sind Sorgen um das Brautkleid und das Hochzeitsmahl und andere Dinge. Am Schluss steht das Brautpaar nahe an einem Nervenzusammenbruch.
Seien wir doch ehrlich: würden sich alle Katastrophen so ereignen, wie sie der Autor ausmalt, würde in Irland kein Mensch mehr heiraten.
Ähnlich geht es beim Thema "Weihnachten feiern in Irland" zu (achtes Kapitel). Ich finde es noch amüsant zu lesen, dass man sich Entschuldigungen einfallen lassen sollte, um mit der Familie nicht Weihnachten feiern zu müssen. Denn Streit an Weihnachten ist oft vorprogrammiert. Wenn man an Weihnachten bei der Familie ist, sollte man zusehen, dass man den Abwasch machen darf - so ist die Gefahr, in Streitigkeiten involviert zu werden, am geringsten.
Okay, das ist noch alles witzig - aber dann wird groß und breit beschrieben, was beispielsweise passieren kann, wenn man den Baum aufstellt. Oder, welche "Auswüchse" das Tischgespräch beim Weihnachtsessen haben kann. Mir ist das alles, ehrlich gesagt, zu lang, zu übertrieben - und fängt bald an, mich beim Lesen zu nerven.
Am gelungensten fand ich noch das Kapitel über irische Beerdigungen (Kapitel 1). Ich lese hier in amüsanter Weise einiges über die passende Kleidung - und worüber man sich unterhalten könnte. Beispielsweise könnte man seine Gesprächspartner raten lassen, wie viel man für den Flug zur Trauerfeier bezahlt hat. Die Ausführungen haben mich amüsiert - sie sind zwar übertrieben, aber so, dass ich nie den Gedanken hatte, dass der Autor Trauer und trauernde Personen lächerlich macht.

==Mein Fazit==
"How to be Irish" ist ein mit einem Augenzwinkern geschriebenes Buch über die Iren und einige ihrer Sitten und Gebräuche. Vieles in dem Buch ist allerdings nicht ernst zu nehmen - weil es total überzogen ist. Dem Autor lag mehr am Herzen, die Leute zum Lachen zu bringen, anstatt sie zu informieren.
Als Reisevorbereitung für Irland-Urlaub finde ich das Buch deswegen nicht gelungen, auch Leute, die nach Irland einwandern, sollten sich vorher lieber anderswo informieren.
Meinen Humor trifft das Buch nicht immer - gerade, weil der Autor für meinen Geschmack zu viele Übertreibungen bringt. Das nervt mich beim Lesen oft mehr, als dass es mich amüsiert.
Ich vergebe dem Buch drei Sterne und bleibe bei einer Weiterempfehlung unentschlossen.
P.S.: Diesen Bericht werde ich in einer längeren Version noch bei Ciao.de einstellen unter meinem Nutzernamen "Sydneysider47". Unter demselben Namen schreibe ich auch im Wordpress-Buchblog der "Verrückten Leseratten". Ich habe auch vor, Rezensionen noch auf anderen Portalen zu posten.