Die Suche nach dem Ich

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saskian Avatar

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Die Leseprobe aus Ozan Zakariya Keskinkılıçs „Hundesohn“ ist eine schonungslose und fesselnde Reise ins Seelenleben des Protagonisten. Von einer poetischen Flucht im Botanischen Garten bis zur rauen Realität eines Filzlausbefalls wird der Leser sofort in die Geschichte gezogen. Die Erzählung taucht tief in das Grindr-Dating-Leben des Protagonisten ein, geprägt von der oft enttäuschenden Suche nach Nähe. Die akribische Zählung der Filzläuse wird zu einem symbolischen Akt der Kontrolle in einer zutiefst persönlichen und verletzlichen Situation. Diese Offenheit im Umgang mit Sexualität, Einsamkeit und den Spuren anderer ist mutig und menschlich. Das wiederkehrende Motiv des Zählens – sei es von Filzläusen oder Leberflecken – ist zentral. Es ist ein Versuch, Ordnung im Chaos zu finden, Wünsche zu beschwören und sich selbst wiederzufinden. Die Filzlaus wird dabei zur Metapher für hartnäckige Erinnerungen und Sehnsüchte. „Hundesohn“ verspricht eine unverblümte und packende Erzählung, die mit ihrer rohen Ehrlichkeit und einzigartigen Sprachgewalt besticht. Die Mischung aus tiefer Introspektion, expliziten Details und schwarzem Humor macht neugierig. Man möchte erfahren, wie der Protagonist seine Konflikte bewältigt und ob er seinen Platz finden kann. Eine mutige Erkundung von Körperlichkeit und dem menschlichen Bedürfnis nach Verbindung, die den Leser nicht so schnell loslassen wird.