Zwischen Zugehörigkeit und Verstecken
Hundesohn ist auf den ersten Blick alles andere als ein typischer Roman. Schon die ersten Seiten sind laut, roh und voller Widersprüche, genauso wie der Ich-Erzähler selbst. Der Sprachstil ist extrem körperlich, dabei gleichzeitig poetisch und politisch, eine Mischung, die hängenbleibt. Der Text springt zwischen Sexualität, migrantischen Erfahrungen, Religion und psychischer Fragilität, ohne sich festlegen zu wollen oder zu müssen. Die Figuren sind keine Identifikationsangebote, sondern Konfrontationen. Das Buch stellt Erwartungen auf den Kopf, stilistisch wie inhaltlich und genau das macht es spannend. Ich würde es weiterlesen, weil ich selten etwas gelesen habe, das so ungeschönt und gleichzeitig so zärtlich über Scham, Sehnsucht und Zugehörigkeit spricht. Und weil ich wissen will, wie man mit einem so aufgewühlten Innenleben weiterlebt. In dieser Stadt, in dieser Haut, in dieser Sprache.