F wie Filzlaus

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amalia Avatar

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Das Buch Hundesohn von Ozan Zakariya Keskinkılıç geht auf Tuchfühlung. Ich habe mich sehr gefreut, dieses Buch zu lesen, weil ich den Schreibstil, die Sichtweise und den Mut über Intimität so noch nicht oft gelesen habe.
Die Geschichte handelt von dem Ich-Erzähler Zeko, der seiner psychischen Probleme und seiner Vergangenheit durch schnelllebige, amouröse Beziehungen zu verdrängen. Auf der Suche nach Ablenkung ist Zeko aber auch immer auf der Suche nach Zärtlichkeit. Dabei ist Hassan, ein Nachbarsjunge aus Adana, in seinen Gedanken allgegenwärtig.
Mehrsprachigkeit spielt in diesem Roman eine große Rolle, mit gefällt, wie der Autor damit spielt. Deutsch, Türkisch, Arabisch, Farsi. Die Sprache ist sehr poetisch und verlangt dem Lesenden einige Konzentration und Fantasie ab.
Mir gefällt, dass die Verbindung von Zeko und Hassan vage bleibt, und man bis zum Ende nicht sagen kann, ob es sich um eine romantische, eine einseitige, eine gewaltsam oder eine platonische Beziehung handelt. Umso leichter wirkt die Freund*innenschaft mit Pari, Zekos Herzensmenschen.
Mir gefällt außerdem, wie der Protagonist über Männlichkeit und Verletzlichkeit nachdenkt. Über männliche Gewalt in queeren Beziehungen und dass es eben keine einfachen Antworten auf komplexe Fragen gibt, etwa wie sich die Stellung von homosexuellen cis-Männer und die Stellung von Frauen im Islam verhält? Das Buchcover ist sehr ansprechend und gut gelungen und stellt eine Verbindung zum Inhalt des Buches dar.
Hundesohn ist definitiv ein intensives Buch, bei dem viel über Sperma, Schweiß und Behaarung geschrieben wird. Der Kern ist jedoch eine Suche nach Zärtlichkeit, Liebe und Geborgenheit.