Jahreshighlight
Wir begleiten hier Zeko, der in Berlin auf Hassan wartet. Seine große Liebe, die er aus seiner Heimat Adana kennt. Die Zeit bis zu diesem Wiedersehen, das countdownartig strukturiert ist, entfaltet sich wie eine poetische Choreografie: Szene für Szene rücken wir näher an den Moment der Begegnung heran und zugleich tiefer in Zekos Innenwelt. Dabei öffnet sich ein Raum, in dem Kultur, Sprache und queeres Begehren miteinander verschmelzen.
Der Text lebt von einer Mehrstimmigkeit, die weit über klassische Erzählstrategien hinausgeht. Sprache wird hier nicht bloß als Medium erfahrbar. Einschübe aus verschiedenen Sprachen verweisen nicht nur auf Herkunft und Identität, sondern markieren das literarische Terrain als ein polyphones Feld, in dem Zugehörigkeit und Fremdheit immer neu verhandelt werden. So entsteht eine Erzählweise, die gleichermaßen performativ wie intim ist.
Besonders eindrücklich ist die Spannung zwischen Zekos Sehnsucht nach Nähe und seiner Angst davor. Diese innere Zerrissenheit, literarisch präzise inszeniert, macht die Figur verletzlich und zugleich universell. Wir begegnen ihr in zärtlichen Passagen, die fast lyrisch fließen, und in Momenten der Derbheit, die an den Rhythmus der Straße erinnern. Auch Nebenfiguren wie die beste Freundin Pari werden Teil dieses Geflechts, das stets mehr ist als bloße Handlung: Es ist ein poetisches Gefüge aus Stimmen, Körpern und Begehren.
Dass ein solcher Text im Kanon deutscher Gegenwartsliteratur provozieren kann, liegt auf der Hand. Denn er entzieht sich den klaren Grenzen einer „reinen“ Hochsprache. Er macht Sprache selbst zum Schauplatz des Politischen und Ästhetischen. Was Elke Heidenreich wohl auf die Barrikaden treiben würde, ist hier gerade die Stärke: Sprache wird nicht normiert, sondern geöffnet. Sie atmet Migration und Queerness.
In diesem Sinne steht der Roman in einer Tradition von Texten, die Literatur als Experimentierfeld der Identität begreifen. Wer Blutbuch von Kim de l’Horizon liebte, wird hier ebenso eine radikale, eigenständige Stimme finden. Dass die Jury des Deutschen Buchpreises dieses Werk übergangen hat, ist kaum nachvollziehbar, denn es markiert in meinen Augen einen Höhepunkt gegenwärtigen Erzählens.
Der Text lebt von einer Mehrstimmigkeit, die weit über klassische Erzählstrategien hinausgeht. Sprache wird hier nicht bloß als Medium erfahrbar. Einschübe aus verschiedenen Sprachen verweisen nicht nur auf Herkunft und Identität, sondern markieren das literarische Terrain als ein polyphones Feld, in dem Zugehörigkeit und Fremdheit immer neu verhandelt werden. So entsteht eine Erzählweise, die gleichermaßen performativ wie intim ist.
Besonders eindrücklich ist die Spannung zwischen Zekos Sehnsucht nach Nähe und seiner Angst davor. Diese innere Zerrissenheit, literarisch präzise inszeniert, macht die Figur verletzlich und zugleich universell. Wir begegnen ihr in zärtlichen Passagen, die fast lyrisch fließen, und in Momenten der Derbheit, die an den Rhythmus der Straße erinnern. Auch Nebenfiguren wie die beste Freundin Pari werden Teil dieses Geflechts, das stets mehr ist als bloße Handlung: Es ist ein poetisches Gefüge aus Stimmen, Körpern und Begehren.
Dass ein solcher Text im Kanon deutscher Gegenwartsliteratur provozieren kann, liegt auf der Hand. Denn er entzieht sich den klaren Grenzen einer „reinen“ Hochsprache. Er macht Sprache selbst zum Schauplatz des Politischen und Ästhetischen. Was Elke Heidenreich wohl auf die Barrikaden treiben würde, ist hier gerade die Stärke: Sprache wird nicht normiert, sondern geöffnet. Sie atmet Migration und Queerness.
In diesem Sinne steht der Roman in einer Tradition von Texten, die Literatur als Experimentierfeld der Identität begreifen. Wer Blutbuch von Kim de l’Horizon liebte, wird hier ebenso eine radikale, eigenständige Stimme finden. Dass die Jury des Deutschen Buchpreises dieses Werk übergangen hat, ist kaum nachvollziehbar, denn es markiert in meinen Augen einen Höhepunkt gegenwärtigen Erzählens.