Großstadt, Gier, Grenzgänge

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wortteufel Avatar

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Die Leseprobe hat mich sofort gepackt, weil sie so unverblümt und zugleich mit einem Augenzwinkern vom Überleben in einer Großstadt erzählt. Leonie ist eine Figur, die man nicht unbedingt mögen muss, die aber durch ihre schonungslose Ehrlichkeit fasziniert. Sie bewegt sich zwischen Alltagsmisere, zynischem Humor und einer fast schon philosophischen Beschäftigung mit Schleimpilzen – was grotesk klingt, aber erstaunlich gut funktioniert.

Mir gefällt, wie hier das Gefühl eingefangen wird, in einer teuren Stadt immer knapp am Rand zu leben: die hässliche Wohnung, die fragwürdigen Gelegenheitsbekanntschaften, die Versuchung, sich auf zweifelhafte Angebote einzulassen. Das Ganze wird sprachlich sehr pointiert und mit einer gewissen Leichtigkeit erzählt, sodass man beim Lesen gleichzeitig lacht und die Schwere dahinter spürt.

Die Begegnung mit Geneviève Funke wirkt wie ein Türöffner in eine noch größere, riskantere Welt, und ich war sofort neugierig, wohin diese Mentorin-Lehrling-Konstellation führen wird. Ein Roman über Moral, Rache, Selbstbehauptung – und über die Frage, was man bereit ist zu riskieren, um nicht unterzugehen.