DIE MORAL VON DER GESCHICHT: EHRLICH UND EHRBAR SEIN, LOHNT IM KAPITALISMUS NICHT!
Leonie Hendricks, beinahe 30 Jahre alt, studierte Biologin, Pflanzenexpertin, Hobby: Schimmelpilzexperimente. Schon die Hauptprotagonistin in diesem Roman ist so liebevoll, klug und skurril gezeichnet, dass es Lust macht, ihren Lebensweg für ein paar Stunden zu verfolgen. Nachdem Leonie mit einer Sabotageaktion ihren letzten Arbeitsplatz bei einem ethisch umstrittenen Saatguthersteller aufgegeben hat, ist sie zunächst in ihrem Kinderzimmer in Bocholt bei ihren stets streitenden Eltern gestrandet. Da dies nun überhaupt nicht der Ort ist, den man mit fast 30 im Leben erreichen möchte, kommt Leonie das Jobangebot im Münchner Staatsarchiv gerade gelegen. Hauptsache raus, Hauptsache Arbeit, auch wenn es in Bayern ist und der Job nicht viel Spannung verspricht.
Der Neustart in München gestaltet sich jedoch nicht nur kulturell für Leonie herausfordernd. Anschluss zu finden fällt ihr schwer, sie wird von ungewohnter Einsamkeit begleitet, der sie mit One Night Stands für ein paar Stunden zu entfliehen versucht. Schnell wird ihr schmerzlich bewusst, dass das Leben in München teuer ist und sie mit ihrem Gehalt nicht einmal eine 1,5 Zimmer Wohnung anmieten kann. Wie machen das all die anderen Menschen in München, die dazu auch noch immer adrett in Kaschmir gekleidet und perfekt gestyled in teueren Restaurants sitzen?
Als sie zufällig auf die eindrucksvolle Genevieve trifft, meint sie eine Verbundenheit zu spüren, und von Genevieve und deren Freundinnen Yasmin und Kim, soll sie schließlich auch erfahren, wie man in München gut leben und sein Dasein genießen kann. Doch auch dies kommt nicht ohne Preis. Ist Leonie bereit diesen zu zahlen?
Gelungen umgesetzt sind für mich die Themen Schwesternschaft und Freundschaft im Roman. Leonie, Yasmin, Genevieve und Kim bilden ein imposantes und inspirierendes Freundinnengespann, das sich erfolgreich durch patriarchal-kapitalistische Strukturen navigiert und gegenseitig unterstützt.
Für mich nicht ganz konsequent und schlüssig umgesetzt ist der vermeintlich kapitalismuskritische Aspekt im Roman. Letztlich bedient Leonie, ebenso wie ihre Freundinnen die gleichen kapitalistischen Mechanismen und ist von bestimmten Ausdrucksformen kapitalistischen Wohlstands, wie Kleidung und Aussehen, fasziniert, eifert dem sogar nach. Hier habe ich die an anderen Stellen durchaus berechtigte Kritik an kapitalistischer Funktionslogik, wie unbezahlbar hohen Mieten oder Feinkostläden für kleine Hunde, als nicht konsequent erlebt. Ich denke mir fehlt an der Stelle ein revolutionäres Element im Plot, denn bei allen clandestinen Aktivitäten der Freundinnen, sind diese nicht geeignet ein System zu stürzen, sondern eher sich selbst eine Nische darin zu suchen, es damit zu stabilisieren und sich ein gutes Leben zu machen. Die grundlegende Funktionslogik des Kapitalismus wird so nicht wirklich in Frage gestellt, ebenso wenig wie die Rolle der einzelnen Person darin. Leonie und ihre Freundinnen reflektieren nur ansatzweise sowie eher oberflächlich und plakativ, wie sie selbst kapitalistisch-patriarchale Anerkennungsformen internalisiert haben und mit ihrer Lebensweise reproduzieren.
Unterhaltsam ist diese Geschichte jedoch allemal! Und so bleibt die Moral von der Geschicht: ehrlich und ehrbar sein, lohnt im Kapitalismus nicht!
Der Neustart in München gestaltet sich jedoch nicht nur kulturell für Leonie herausfordernd. Anschluss zu finden fällt ihr schwer, sie wird von ungewohnter Einsamkeit begleitet, der sie mit One Night Stands für ein paar Stunden zu entfliehen versucht. Schnell wird ihr schmerzlich bewusst, dass das Leben in München teuer ist und sie mit ihrem Gehalt nicht einmal eine 1,5 Zimmer Wohnung anmieten kann. Wie machen das all die anderen Menschen in München, die dazu auch noch immer adrett in Kaschmir gekleidet und perfekt gestyled in teueren Restaurants sitzen?
Als sie zufällig auf die eindrucksvolle Genevieve trifft, meint sie eine Verbundenheit zu spüren, und von Genevieve und deren Freundinnen Yasmin und Kim, soll sie schließlich auch erfahren, wie man in München gut leben und sein Dasein genießen kann. Doch auch dies kommt nicht ohne Preis. Ist Leonie bereit diesen zu zahlen?
Gelungen umgesetzt sind für mich die Themen Schwesternschaft und Freundschaft im Roman. Leonie, Yasmin, Genevieve und Kim bilden ein imposantes und inspirierendes Freundinnengespann, das sich erfolgreich durch patriarchal-kapitalistische Strukturen navigiert und gegenseitig unterstützt.
Für mich nicht ganz konsequent und schlüssig umgesetzt ist der vermeintlich kapitalismuskritische Aspekt im Roman. Letztlich bedient Leonie, ebenso wie ihre Freundinnen die gleichen kapitalistischen Mechanismen und ist von bestimmten Ausdrucksformen kapitalistischen Wohlstands, wie Kleidung und Aussehen, fasziniert, eifert dem sogar nach. Hier habe ich die an anderen Stellen durchaus berechtigte Kritik an kapitalistischer Funktionslogik, wie unbezahlbar hohen Mieten oder Feinkostläden für kleine Hunde, als nicht konsequent erlebt. Ich denke mir fehlt an der Stelle ein revolutionäres Element im Plot, denn bei allen clandestinen Aktivitäten der Freundinnen, sind diese nicht geeignet ein System zu stürzen, sondern eher sich selbst eine Nische darin zu suchen, es damit zu stabilisieren und sich ein gutes Leben zu machen. Die grundlegende Funktionslogik des Kapitalismus wird so nicht wirklich in Frage gestellt, ebenso wenig wie die Rolle der einzelnen Person darin. Leonie und ihre Freundinnen reflektieren nur ansatzweise sowie eher oberflächlich und plakativ, wie sie selbst kapitalistisch-patriarchale Anerkennungsformen internalisiert haben und mit ihrer Lebensweise reproduzieren.
Unterhaltsam ist diese Geschichte jedoch allemal! Und so bleibt die Moral von der Geschicht: ehrlich und ehrbar sein, lohnt im Kapitalismus nicht!