Humorvoll - aber auch kritisch

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jacky1304 Avatar

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Ein humorvoller, aber auch kritischer Roman, der den Kapitalismus, das Thema Freundschaft und die Suche nach der wahren Identität behandelt.

Leonie zieht, nachdem sie ihren alten Job verloren hat, von Bocholt nach München, um dort beruflich Fuß zu fassen. Doch München ist so ganz anders, als ihre Heimat im Münsterland - luxuriös, elitär und vor allem eins: teuer. Mit ihrem Gehalt kann sie sich nur eine heruntergekommene Wohnung leisten, die ihre Ansprüche so gar nicht erfüllt. Als sie dann drei Frauen kennenlernt, die alle zweifelhafte Nebeneinkünfte beziehen, lässt sie sich kurzerhand „inspirieren“.

Der Schreibstil hat mir wirklich gut gefallen. Ebenso die Kapitellänge, diese sind recht kurz, sodass man angenehm vorankommt.

Leonie als Protagonistin fand ich sehr gelungen. Mit 30 Jahren in einer neuen Region Fuß zu fassen und dann einen Job auszuüben, der so gar keinen Spaß macht, ist alles andere als einfach.
Ich mochte den Prozess, den sie durchmacht. Die verzweifelte Suche nach einer bezahlbaren Wohnung in München (Spoiler: unmöglich!) und ihr Wunsch dort Anschluss zu finden.
Die Freundinnen Geneviève, Kim und Yasemin fand ich erst eigenartig, haben mir im Laufe des Buches aber immer mehr gefallen. Die Frauen werden zu einer tollen Clique und es machte richtig Spaß zu rätseln, womit jede von ihnen ihren luxuriösen Lebensstil finanziert.

Interessant fand ich die Frage „was möchte ich eigentlich anfangen mit meinem Leben?“ und wie Leonie ihr auf den Grund geht.

Es gab immer mal wieder Sätze oder ganze Passagen, die mich zum Schmunzeln gebracht haben. Der Humor ist definitiv schwarz, das gefiel mir aber wirklich gut.

Schwierig fand ich, dass das Thema „Rache“ so vordergründig war. Das hätte es für meinen Geschmack gar nicht so stark gebraucht. Ebenso kritisieren möchte ich die Passagen mit Leonies Eltern. Die waren mir oft zu anstrengend.

Die letzten Kapitel haben wir nochmal richtig gefallen. Ein tolles Ende!

Es gibt ganz leichte Abzüge in der B-Note, die dazu geführt haben, dass es kein Highlight wurde. Aber ein wirklich gutes Buch - wie bisher alle, die ich aus dem Pola-Verlag gelesen habe.