Kurzweilig, aber ohne echtes Identifikationspotenzial

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vo.nicole Avatar

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Julia Bähr erzählt in "Hustle" die Geschichte von Leonie, die ihr Leben nach ihren eigenen moralischen Maßstäben ausrichtet. Als ihr in München das Geld ausgeht, gerät sie in ein Umfeld von Frauen, die sich ihren Lebensstil mit fragwürdigen Methoden finanzieren. Fasziniert von deren Unabhängigkeit entdeckt Leonie eine eigene Geschäftsidee: bezahlte Racheaktionen für Menschen mit gebrochenem Herzen. Doch mit dem Erfolg kommen auch die Zweifel an sich selbst.

Der Roman lebt vor allem von seinem zynischen Ton und den satirischen Spitzen, mit denen gesellschaftliche Erwartungen und Entwicklungen angeprangert werden. Der Schreibstil ist flüssig und sehr kurzweilig, wodurch sich das Buch schnell lesen lässt. Gleichzeitig hatte ich jedoch große Schwierigkeiten, mich mit der Protagonistin zu identifizieren. Leonies moralische Haltung blieb für mich schwer nachvollziehbar. Hinzu kommt, dass manches unrealistisch oder klischeehaft wirkt, insbesondere die Darstellung Münchens und des dortigen Lebensstils. Zwar ist die Geschichte unterhaltsam, doch mir fehlte eine klare Entwicklung in der Handlung als auch bei Leonie selbst. Das Ende kam für mich recht abrupt und einige Fragen blieben offen.

Insgesamt ist "Hustle" ein flüssig geschriebener Roman mit Unterhaltungswert, der für mir jedoch noch etwas mehr Tiefe hätte vertragen können.