Punks in Prada

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buecherwurm Avatar

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Naives Cover, fällt aber auf.
Ich finde die Idee modifizierter Moralvorstellungen im Münchner Alltag sehr interessant. Die Hauptfigur bietet trotz ihres schrägen Hobbys mit den Schleimpilzen perfekte Identifikationsmöglichkeiten. Dennoch ist die Umsetzung der überwiegend illegalen Geschäftsideen dann zur Mitte hin doch nicht mehr so lesenswert. Stakkato-Sätze verhindern Spannung. Diese eher kleinen Aktionen, durch die Leonie zu Geld kommt, haben leider stark den Charakter von Schülerstreichen. Dass für so etwas ein Markt existiert, überrascht kaum. Rache ist süß, sagte man früher, die Wissenschaft liefert Beweise. Wenn eine 30 jährige mit Uni-Abschluss sich auf zum Teil juristisch riskante Einsätze einlässt, ist das jedenfalls ziemlich bizarr.
Nicht schlecht, wie Gesellschaftskritik in den Dialogen der Bande verpackt wird. Wer sind die wahren Diebe in unserer Zeit?
Leider bleibt dieses Potenzial ein wenig dürftig ausgearbeitet. Exkurse in Leonies Beziehungsstatus bringen die Handlung natürlich auch nicht voran.
Ich hätte es besser gefunden, wenn schon viel früher eine Steigerung erkennbar gewesen wäre. Irgendeine groß angelegte Sache, die vielleicht nicht funktionieren könnte, statt vieler kleiner Sabotage-Akte auf zum Teil sehr niedrigem Niveau.
Es gibt einen späten Wendepunkt, alles löst sich so auf, dass es unterm Strich eine passable Unterhaltungslektüre war. Mehr aber auch nicht. Empfehlung ausschließlich für junge Leser.