Scharfsinnige Satire über Geld, Moral und Freundschaft

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Julia Bährs Roman "Hustle" hat mich von der ersten Seite an überrascht. Was zunächst wie eine leichte Großstadtgeschichte über Geldsorgen und Selbstverwirklichung klingt, entpuppt sich schnell als scharfzüngige Satire auf unsere Konsum- und Leistungsgesellschaft. Die Hauptfigur Leonie stolpert aus einer finanziell prekären Situation in ein immer dubioseres Geschäftsmodell – und genau dieses moralische Hin und Her macht den Reiz des Buches aus.
Besonders gefallen hat mir, wie Bähr ihre Figuren zeichnet: Leonie ist keine klassische Heldin, sondern eine Frau voller Widersprüche, die zwischen Selbstbestimmung und Gier schwankt. Auch die drei Frauen, die sie in ihre „Geschäfte“ einführen, sind pointiert beschrieben – mal witzig, mal bitter, aber nie platt. Die Dialoge sind scharf, oft ironisch, und bringen gesellschaftliche Fragen auf den Punkt, ohne dass der Text belehrend wirkt.
Thematisch trifft "Hustle" einen Nerv: Was ist ein „gutes“ Leben wert? Wie weit gehen wir für Geld und Anerkennung? Bähr schafft es, diese großen Fragen in eine unterhaltsame, manchmal fast kriminelle Handlung zu verpacken. Der schwarze Humor hat mir dabei besonders Spaß gemacht, auch wenn manche Szenen bewusst überspitzt wirken.
Mein Fazit: "Hustle" ist ein kluges, temporeiches Buch über Moral, Freundschaft und die Versuchung des schnellen Geldes. Wer Geschichten mag, die gesellschaftliche Kritik mit Witz und Spannung verbinden, sollte unbedingt zugreifen.