Berlin brennt

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ellus Avatar

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"Die Stunde der Hyänen" ist absolut packend zu lesen, vor allem durch die Perspektiven der verschiedenen Figuren, die ein interessantes, für mich sehr realistisches Spektrum Berlins abbilden. Gerade die Darstellung der verschiedenen Gemeinschaften, in die man sonst im Straßenbild vielleicht keinen Einblick hat, ist sehr spannend. Die Atmosphäre und die Stimmung in der Stadt, und die Einbettung der Ereignisse in aktuelle Konflikte und Spannungen ergibt ein sehr passendes Gesamtbild, vor allem im Februar, wenn Berlin am ungemütlichsten ist. Ich jedenfalls habe mich sehr akut meine hassgeliebte Stadt (die ich verlassen habe, weil sie mir auf genau diese Weise zu viel ist), die immer auch irgendwie eine eigene, mitwirkende Rolle spielt, zurückversetzt gefühlt.

Die Charakterisierung fand ich stellenweise sehr gelungen, stellenweise aber auch etwas schematisch. Gerade die Polizeiarbeit im Branddezernat ist entweder etwas weit hergeholt oder aber erschreckend realistisch, darüber möchte ich mir kein Urteil erlauben, aber diese Abschnitte kamen mir sehr karikiert vor. Auch die Charakterisierung und Handlung von Radek lässt mich etwas ratlos zurück, ich bin mir noch nicht sicher, ob sich seine Wendung schon angedeutet hat und daher folgerichtig ist, oder ob sie nicht nur überraschend, sondern auch etwas zu plötzlich und aus dem Nichts kam. In geringerem Maße wurde auch die Entwicklung von Maurice irgendwie fallengelassen.

Als Thriller hat mir die Handlung ein bisschen zu wenig Thrill, und einige eher lose verknüpfte Fäden, da in der Kürze des Buches sehr viele unterschiedliche Aspekte und Ideen untergebracht wurden. Als soziales Abbild Berlins aber sehr faszinierend.
3,5 Sterne