Von Grenzen, Großstadtgefühl und Gerechtigkeit

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justm. Avatar

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"Hyänen...; die kannten kein Mitleid, keine Gnade. Die brachten ihre Beute zur Strecke."
"Alle weiblichen Tiere sind den männlichen überlegen." (Zitate aus dem Buch Seiten 130 bzw. 149)

Selten fand ich einen Buchtitel passender, als hier.
Denn obwohl ich mich zu Beginn des Buches wunderte wieviele Erzählstränge, Figuren und Problematiken der Autor in seiner Geschichte unterbringen wollte, so war es am Ende eben doch "Die Stunde der Hyäne", die sich am deutlichsten aus diesem Wust herauskristallisierte.

Die 265 Seiten des Buches bieten eigentlich nicht viel Platz, um Themen wie Brandstiftung, Sekten, Mißbrauch, Mobbing, Selbstjustiz, Fremdenfeindlichkeit, Vorurteile gegenüber Fremden und Frauen und noch etliches mehr unterzubringen. Und dennoch schafft es Johannes Groschupf all das mehr oder weniger zufriedenstellend "abzuarbeiten".
Trotzdem hatte ich an manchen Stellen das Gefühl, daß er bestimmte Dinge auf einer inneren Checkliste einfach noch schnell mit abhaken wollte, was wohl vor allem für das Gefühl von "zu viel" verantwortlich war.

Insgesamt sorgen die Kürze der Kapitel und des Buches an sich für einen guten Lesefluß, auch wenn ich mehr als ein Mal über eine merkwürdige Wortwahl gestolpert bin.

Sei's drum!
Die Geschichte um den bunten Haufen Hauptstadtbewohner, wußte zu überzeugen, auch wenn ich das Ganze nicht in die Kategorie Thriller einordnen wollen würde.
Selbst Krimi wäre wohl die falsche Bezeichnung, ist es doch eher eine Art Milieustudie, die zwar zum Ende hin mit einem Kapitel so etwas wie Spannung aufbaut. Wobei... eigentlich hatte ich eher ein ungutes Gefühl beim Lesen, nicht nur aufgrund der bevorstehenden befürchteten Grausamkeit, sondern auch weil man die Handlung der Person nicht hat kommen sehen. Letztlich ist das dann aber ein bißchen spät, um für mich als Krimi, geschweige denn als Thriller durchzugehen.

Dennoch: Alles in allem eine durchaus gelungene Geschichte, die aber in Teilen Klischees bedient und gerade zu Beginn zu überladen wirkt.

Von mir 3,5 Sterne und durchaus eine Leseempfehlung!