Dr. Jekyll und Mr. Hyde

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mel.e Avatar

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"Hyde" ist ein Jugendroman, der nicht sofort offensichtlich ist. Viele Wege führen zum Ziel und verwirren vermehrt. Die Autorin hat es geschafft eine Story zu weben, die die Psyche der Leserschar verletzlich macht. Gerade zum Ende, der Auflösung hin, stockte mir vermehrt der Atem vor Grauen. Dr. Jekyll und Mr. Hyde empfinde ich als sehr gut ausgesucht für einen Rezensionstitel, da die Story eben genauso erscheint. Hyde, das Zuhause von Katrina ist vollends zerstört und in Rückblenden, die mitunter wie eingefügt wirken, lässt sich das Erleben von Katrina nachvollziehen. Es geschieht langsam aber stetig. Was mich bis zuletzt verwirrt ist das Tragen des Tuches vor dem Gesicht. Entweder habe ich es überlesen oder es ist für mich als Leserin eine Interpretationssache. Die Grundstimmung ist düster und von Rache geprägt, wobei nicht eindeutig erklärt wird, zumindest zu Beginn, warum Katrina eine Liste mit Namen mit sich führt. Das Grauen, welches vorerst unerkannt bleibt, herrscht vor und lässt nur erahnen, was auf mich als Leserin zukommt. Letztendlich ist es ein Verbrechen, welches mich zutiefst bewegt.
Katrina ist 18 und auf der Walz. Handwerklich ist sie sehr begabt und bestreitet ihren Lebensunterhalt durch harte Arbeit. Vorerst bleiben Erlebnisse unausgesprochen, um sich irgendwann wie ein Schwall zu offenbaren. Ich empfand es als sehr hart, sich bewusst zu sein, dass man ungeliebt und ein Klotz am Bein ist. Antje Wagner verpackt dieses in Abenteuer, paranormales und einem leichten Grusel, der mich ab der ersten Seite begleitet hat. Der Spannungsaufbau geschieht nahtlos und erfordert dennoch ein klein wenig Geduld des Lesers, da die Story erst an Fahrt aufnehmen muss, um begreiflich zu werden. Ich fühlte mich letztendlich emotional sehr herausgefordert, da ich als Erwachsene das Buch natürlich mit anderen Augen und Gefühlen gelesen habe, als es die gewünschte Zielgruppe junger Leser_innen ab 15 Jahren vermutlich lesen wird. Dennoch ist es gerade für junge Leser_innen bestens geeignet, da es zwar schmerzlich ist, Katrinas Weg zu verfolgen, aber dennoch auch tröstlich, das Versöhnung stattfindet, wobei dieses zur inneren Genesung der Protagonistin beitragen kann. Für Katrina ist es ein Neuanfang, der aufzeigt, dass man Vergangenes hinter sich lassen kann, um wieder frei atmen zu können.

"Hyde" hat mir außerordentlich gut gefallen. De Story hinterlässt definitiv Spuren und wer sich darauf einlässt, wird einen Jugendroman lesen, der viele Facetten an Emotionen darbietet, ohne dabei zu überfordern. Die Autorin nutzt ihr Potential, um eine Story zu schreiben, die wirklich unter die Haut gegangen ist. Ich bin sehr begeistert und möchte "Hyde" daher unbedingt eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen. Eine Story, die zunächst verwirrt und doch ein Ende findet, welches überzeugen konnte.