Beklemmende (Zukunfts-?)Vision

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rinoa Avatar

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Als Ben neu in ihre Klasse kommt ist Marie direkt hin und weg. Dass irgendetwas mit ihm nicht ganz stimmt, merkt sie in ihrer Verliebtheit zunächst nicht. Aber wieso redet er immer allen nach dem Mund? Und wieso scheint mit ihm kein echtes Gespräch möglich zu sein, obwohl er jedem gegenüber aufgeschlossen und freundlich ist?
Als jedoch plötzlich im Internet Fake-Bilder kursieren, Mitschüler teils kuriose „Bestellungen“ erhalten, die nie getätigt wurden und weitere seltsame Dinge geschehen, muss selbst Marie einsehen, dass Ben wohl nicht der ist, der er zu sein scheint. Zusammen mit ihrer besten Freundin Elli und ihrem Klassenkameraden Josh begibt sie sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Mit seinem Jugendroman „I can see U“ greift Matthias Morgenroth ein sehr aktuelles Thema auf – die zunehmende Digitalisierung –, das auch erwachsene Leser ansprechen wird. Zwar ist das Buch auch aufgrund dessen, dass es hauptsächlich im Schulalltag spielt schon eher auf jüngere Leser ausgerichtet, ich fand es allerdings trotzdem ausnahmslos sehr spannend und konnte mich gut in Marie und ihre Freunde hineinversetzen. Dies liegt auch am Schreibstil des Autors, der sich sehr leicht und angenehm lesen lässt.

Automatische Bestellsysteme, die dem Nutzer Dinge aufgrund seines Suchverhaltens im Internet schicken, Garagentore, die sich per Handzeichen öffnen lassen, digitale Tafeln in der Schule, die vorab erst einmal Werbung bringen – all das ist heute sicher schon möglich, ob man es braucht ist eine andere Sache.
Doch genau das macht „I can see U“ sehr realistisch, wenngleich es bei mir auch ein beklemmendes Gefühl hinterlassen hat, wie schnell sich über das Internet vor allem Fake-Meldungen verbreiten können und wie viel Schaden diese anrichten können, selbst wenn danach erwiesen wird, dass sie nicht stimmen. Auch Marie und ihre Freunde erkennen mit der Zeit, dass es vielleicht besser ist, Dinge zu hinterfragen oder manchmal auch einfach mal das Smartphone abzuschalten.

Gegen Ende nimmt die Geschichte dann noch einmal richtig Fahrt auf, als Marie, Elli und Josh Bens „Geheimnis“ auf die Spur kommen und sich alles auflöst.

Ein spannendes und brandaktuelles Buch, das mir sehr gut gefallen hat. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung – nicht nur für Jugendliche!