Ben ist irgendwie total komisch, aber Marie bleibt irgendwie total verknallt...?!

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laberlili Avatar

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„I Can See U“ wandert hier nun gleich in die Bücherkiste, die mein Patenkind zum 11. Geburtstag von mir geschenkt bekommen wird, denn Elfjährige sind meiner Meinung nach noch die passende Zielgruppe hinsichtlich dieses Romans; der ist zwar ganz offiziell als Jugendbuch deklariert, die Protagonisten sind auch ein paar wenige Jahre als elf, aber ich hoffe, dass mein Patenkind spätestens mit 15 die Hauptfigur Marie von vornherein für eine illusorische und naive Herzchen-in-den-Augen-Göre halten wird, die es eher nervt als interessiert.
Den Anfang von „I Can See U“ fand ich dabei noch recht vielversprechend; den Fakt, dass Marie sich prompt derart in Ben verknallt, dass sie überzeugt ist, ihn bald erobern zu können (ohne auch nur wirklich zum Beispiel in Betracht zu ziehen, dass sich eine Andere eventuell auch um ihn bemühen könnte; hier scheint eher „wer’s zuerst gesehen hat, dem gehört’s“ zu gelten), findet man als längst Erwachsener bestimmt gleich zum Augenverdrehen, aber halt doch auch einem ziemlich typischen Teenie-Verhalten entsprechend. Somit habe ich darüber auch noch hinwegsehen können; allerdings erschien es mir bald widersinnig, wie sich in Bezug auf Ben zwar immer mehr Merkwürdigkeiten zeigten und Marie ihn selbst ständig als noch seltsamer beschrieb, sie ihm doch unentwegt und unverändert hinterherschmachtete. Ich fand es da völlig schräg, wie sehr sie herausfinden wollte, was mit Ben eigentlich nicht stimmte, und ihn dabei immer noch toooootal toll fand.
Bens Geheimnis war mir nun schon bekannt, ehe ich auch nur die erste Seite meines Rezensionsexemplars aufgeschlagen hatte, wobei das für mich nach den ersten 50 Seiten schon reichlich offensichtlich gewesen wäre; da ließen all die eigenartigen „Zufälle“ im Grunde genommen keinen anderen Schluss zu, wobei ich schon denke, dass die Auflösung grade „Neu-Teenies“ durchaus noch überraschen könnte.

Generell, und rein von der Grundthematik her, fand ich „I Can See U“ nun schon ein recht interessantes Buch; ich habe es ganz gerne gelesen und werde es eben auch für das Bücherregal vom Patenkind verwahren; ein schlechtes Jugendbuch ist dieser Roman ganz sicherlich nicht, aber ich hatte mir letztlich doch ein wenig mehr von der Geschichte erhofft; die Konflikte schienen sich mir in zu großer Distanz abzuspielen, wozu auch beigetragen haben mag, dass Marie weithin recht eigenbrötlerisch rüberkommt und ihre Freundinnen, mit denen zusammen sie anfangs noch als eine Art Mädelsclique dargestellt wird, im weiteren Verlauf der Handlung eher dann aus der Figurenkiste herausgekramt werden, wenn die Geschichte grad mal wieder ein paar Jugendliche mehr benötigt. Dabei gibt es in der Schule plötzlich doch so einige Skandale, die vor Allem das auch enthaltene Mobbing-Thema sehr vordergründig wirken lassen könnten – wenn hier nicht nahezu sämtliche Szenen direkt mit einem „wird schon wieder werden; in ein paar Wochen ist das bestimmt vergessen“-Schleier überzogen worden wären.

Insgesamt blieb mir einfach alles etwas zu sehr an der Oberfläche; dabei birgt „I Can See U“ doch so Einiges an Diskussionspotential in sich, aber um das vollends ausschöpfen zu können, muss man lesetechnisch schon noch etwas tiefer graben. Rein in Sachen Unterhaltung halte ich „I Can see U“ aber für einen durchaus gelungenen Jugendroman; da hätte ich mir eben nur deutlich weniger Tunnelblick seitens Marie erhofft, denn ihre Ben-Schwärmerei passte eben irgendwann gar nicht mehr zum Inhalt und war ohnehin reichlich ermüdend.