Buntes Wohlfühlbuch mit Tiefe

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annaka Avatar

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Chloe Green kann kaum erwarten in wenigen Wochen als Jahrgangsbeste ihre christliche, konservative Highschool abzuschließen um dann das Kaff in Alabama, in dem sie lebt, schnellstmöglich zu verlassen. Doch dann funkt ihr Shara dazwischen. Shara Wheeler, das schönste und beliebteste und scheinbar perfekte Mädchen des ganzen Jahrgangs, küsst sie um kurz darauf zu verschwinden und ihr kryptische Briefe zu hinterlassen die Chloe und zwei ihrer Mitschüler vor ungeahnte Aufgaben und Fragen stellen.

Eigentlich bin ich aus dem Alter raus indem ich YA Romane lese, trotzdem hat es großen Spaß gemacht das Buch zu lesen. Casey McQuiston kreiert Charaktere die trotz ihres jungen Alters interessant und vielschichtig sind und sich auf die Suche nach ihrer eigenen Identität machen.
Besonders stark sind die Charakterentwicklungen der einzelnen Figuren. Einige von ihnen dachten sie wissen genau wer sie sind und finden sich noch einmal ganz neu während andere sich von Selbstzweifeln befreien können. Auch die Charaktere abseits des Trios Chloe, Rory und Smith sind präzise und tiefgreifend gezeichnet, auch wenn sie teilweise nur Nebenrollen spielen.

Die Story selber verliert ab der Mitte etwas an ihren Spannungsbogen und wird streckenweise etwas vorhersehbar und ob die Lösungen der Schnitzeljagd die Shara für Chloe und ihre Freund:innen veranstaltet immer logisch ist sei mal dahingestellt, das hat das Leseerlebnis jedoch für mich nicht schlechter gemacht.
Das Hauptaugenmerk liegt auf den queeren Charakteren und der Vielfalt die das Zusammenleben unter uns Menschen ausmacht. Es wird deutlich wie oft Menschen sich aufgrund von Regeln und Erwartungen versuchen zu verstecken und ihre wahre Identität leugnen.

Die Charaktere selber aber auch konsequentes Gendern, die Bezeichnung von Non Binary Personen mit eigenen Neopronomen und Inhalte wie z.b die völlige Selbstverständlichkeit zwei Mütter zu haben machen "I kissed Shara Wheeler" zu einem bunten Wohlfühlbuch mit Tiefe und Message.

Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Hannah Brosch und Kristina Koblischke