Ein vielversprechendes Buch mit stereotypen Figuren 

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tiger88 Avatar

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Irgendwo zwischen Lipgloss und Glitzerschminke, den pinken Botschaften von Shara Wheeler und den ganzen trivialen Teenagerproblemen mit der gehörigen Portion Aufklärung im Hinblick auf vielfältige sexuellen Vorlieben und Identitäten verliert man das Interesse an diesem absolut vielversprechenden Buch. Dabei war der Einstieg und die Idee, die dem Buch zugrunde liegt, ziemlich interessant. Wie gebahnt fängt man an zu lesen, um nach ca. 100 Seiten festzustellen, dass sich ein Teeniebuch mehr oder weniger als ein Grundschulroman entpuppt. Wenn nicht die ganzen Belehrungen über sexuelle Identitäten Überhand nehmen würden, könnte man glauben, dass man ein Kinderbuch liest. Im Übrigen wäre es wirklich hilfreich gewesen, wenn der Hinweis zum Neopronomen „Sier“ gleich am Anfang kommen würde und nicht erst am Ende. Das hätte dem Leser zumindest Rätsel raten erspart, was die Autorin nun mit „Sier“ meint.

Im Grunde fällt es einem unglaublich schwer sich auf die Geschichte einzulassen, weil die Autorin so bemüht ist, eine queere Geschichte zu schreiben, dass alles so unnatürlich und zu bemüht wirkt, als ob sich alles nur noch darum dreht queer zu sein. Es wird so dick aufgetragen, dass man nie das Gefühl hat vollständig in die Geschichte einzutauchen, sondern sich permanent dessen bewusst ist, dass die Geschichte fiktiv ist und ihre Figuren nur blasse Stereotypen aller gängigen Sexualitäten darstellen. Dabei hat die Geschichte eigentlich so viel Potenzial, aber es ist so schade, dass das Buch zu einem gewöhnlichen Aufklärungsbuch verkommt und die Figuren leider selbst unabsichtlich auf ihre Sexualität reduziert. Als ob es in ihrem Leben nichts Wichtigeres gäbe, als ein Label für seine eigene Sexualität zu verpassen. Paradoxerweise macht die Autorin genau das, was sie offenkundig nicht möchte, nämlich die Figuren in eine bestimmte Schublade zu stecken. Es ist schade, wenn ein so vielversprechendes Buch mit einem überaus gelungenem Cover dermaßen oberflächlich kreierte Figuren präsentiert.