Queer, spannend, unterhaltsam

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Shara Wheeler ist das perfekte Mädchen, blond, wunderschön, intelligent, beliebt und gläubig. Und genau deshlab kann Chloe Green sie nicht ausstehen und hat es sich zum Ziel gesetzt, besser zu sein als Shara und den Abschluss als Jahrgangsbeste zu machen.
Doch dann küsst Shara Chloe und verschwindet kurz darauf. Das einzige, was sie hinterlässt, sind kryptische Nachrichten und so begibt sich Chloe gemeinsam mit Sharas Sportler Freund Smith und dem rebellischen Rory auf eine Schnitzeljagd, deren Ziel es ist, herauszufinden, wer Shara Wheeler wirklich ist.
Zu Beginn habe ich ein bisschen gebraucht um in das Buch reinzukommen, da man direkt in die Geschichte geworfen wird, doch dann wurde es immer spannender und ich habe es genossen, Zeit mit den Charakteren zu verbringen.
Als einzige geoutete Person mit zwei Müttern an einer streng konservativen und religiösen Schule hat Chloe es nicht leicht, aber ihre Freundesgruppe versteht und unterstützt sie.
Auch wenn das Buch mich einen tollen Schreibstil, wunderbaren Humor und jede Menge Spannung beinhaltet, waren es am Ende doch die Charaktere, die mich am meisten begeistern konnten.
Jeder einzelne war einfach so liebevoll ausgearbeitet, hatte Wiedererkennungswert und einzigartige Eigenschaften. Besonders ins Herz geschlossen habe ich Rory und Smith, die beiden sind einfach zucker, aber auch Chloes beste Freundin Georgina, die Jane Austen verehrt und ihre Sexualität geheim hält, aber immer für Chloe da ist.
Chloe selbst ist keine typische Protagonistin, sie ist rebellisch, klug, selbstbewusst, oft grummelig und nicht immer nett, aber auch fürsorglich und verständnisvoll. Insgesamt mochte ich Chloe wirklich sehr, aber so ganz durchschaut habe ich sie dennoch nicht, was vielleicht an der etwas distanzierenden Erzähler-Perspektive lag.
Umso enttäuschter war ich, dass man leider die Titelfigur Shara Wheeler nicht noch genauer kennenlernt. Tatsächlich hatte ich das Gefühl, alle anderen Nebencharaktere besser zu kennen als sie, die erst im letzten drittel des Buches tatsächlich auftaucht und vorher, aus Chloes Sicht, vor allem negativ dargestellt wurde. Ich denke, dass sie ein sehr vielschichtiger Charakter ist, der viel mehr Aufmerksamkeit gebraucht hätte, um ihn ganz zu durchschauen, so fühlt es sich an, als würde man nur einen Bruchteil von ihr wirklich kennen. Aber vielleicht macht genau das ihren Reiz aus.
Auch einige Situationen und Gedankengänge waren für mich leider schwammig und chaotisch dargestellt, sodass ich nicht immer direkt folgen konnte, manches ging mir auch einfach viel zu schnell.
Dennoch mochte ich die Grundidee der Geschichte sehr interessant und auch die Umsetzung war nicht schlecht, wenn es auch ein paar Schwächen gab.
Auch die Botschaft und ganz besonders das Ende des Buches hat mir sehr gefallen. Denn es ist nicht immer leicht man selbst zu sein oder auch nur herauszufinden wer das eigentlich ist, wenn deine Umgebung dir von Anfang an eine Rolle zugeschrieben hat, ohne Rücksicht auf das, was man selbst möchte.
Auch die generelle Stimmung des Buches mochte ich sehr. Es war humorvoll und vor allem von Leichtigkeit geprägt, die mit dem Ende der Schulzeit kommt und es gab einige genial skurile Momente, wie sie auch im echten Leben passieren könnten.
Zwischen den Kapiteln gab es imemr wieder kurze Nachrichten zwischen Charakteren, weggeworfene Briefe oder Entwürfe von Aufsätzen etc., durch die man nochmal neue Perspektiven bekommen hat und die das Leseerlebnis aufgelockert haben.
Ich kann das Buch insgesamt allen empfehlen, die auf der Suche nach einer locker, leichten und von Queerness geprägten Coming Of Age Geschichte sind und auch ein bisschen auf Rätsel stehen.