Gesamtkunstwerk Frida

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„Die Malerei ist mein Leben. Die Malerei bin ich. … Ich bin Frida. (S. 358/359)

In diesen Sätzen ist die Entwicklung von Unabhängigkeit, Freiheit und Selbstverständnis, die Frida Kahlo in der Zeit von August 1938 - Ende März 1939 erlebt, zusammengefasst.
Die Autorin und Literaturwissenschaftlerin Carolin Bernard, die mit ihrem aktuellen Roman schon den zweiten biografischen Roman über Frida Kahlo geschrieben hat, hat sich intensiv mit dieser Ausnahmekünstlerin beschäftigt und begeistert mit vielen Details.

Die Mexikanerin Frida, seit 10 Jahren mit Diego Rivera verheiratet, wird eher als die Ehefrau des berühmten Künstlers wahrgenommen. Aber sie will aus dieser Rolle hinzu mehr Eigenständigkeit, denn sie malt selber auch und will der Welt ihre Bilder zeigen. Zumal Diego ständig neue Geliebte hat, sie immer wieder alleine läßt. Andererseits ist er fürsorglich und motiviert und bestärkt sie, was sie also auch unterstützt.

Dann kommt eine wunderbare Chance für sie: Nichtmitglieder André Breton will sie nach Paris holen, sie bekommt eine Einladung zu einer Einzelausstellung nach New York. Sie stellt Bilder zusammen, sucht und malt passende Rahmen, malt weiter oder auch bereits fertige Bilder um, sie erlebt einen wahren Schaffensrausch. Sie malt ihr Gefühle, ihre Verletzungen , steht immer in Verbindung mit ihrem Inneren, aber auch in Verbindung mit ihrer Heimat Mexiko. „Meine Bilder zeigen meine Welt, mein Mexiko“.(S.69).
Sie tritt in traditioneller mexikanischer Kleidung und Schmuck au%, das ist Teil ihrer Inszenierung, aber auch ihres Selbstverständnisses.

So ausgestattet reist sie nach New York, wo Julien Levy ihre Ausstellung ausrichtet. Sie wird ein voller Erfolg, der „Triumph meines Lebens“ (S.106).
Die Begeisterung von Frida, die Welt als bewunderte Malerin und Frau zu entdecken, ist ansteckend. Sie verliebt sich ernsthaft in den Fotografen Nick Muray, den sie schon einmal in Mexiko getroffen hat, der auch ihr Seelenbild „Was mir das Wasser gab“. Er bringt die ganze Frida zum Klingen, aber dennoch fühlt sie sich nach wie vor ohne Diego „amputiert“. Sie mag sich nicht entscheiden müssen, was Nick sich allerdings wünscht.
Ohne Diego geht es nicht, aber sie hat sich in der Zeit in New York emanzipiert und ist stolz darauf, in erster Linie Malerin zu sein.

In Paris läuft es zunächst nicht wie geplant, André Breton hat sich nicht gekümmert, er sieht sich selber und seine Surrealisten im Mittelpunkt und hat zudem nicht das Verständnis für eine eigenständige und ernst zu nehmende Kunst der Frauen.
Aber so schafft Frida mit Hilfe vieler bekannten und neu gewonnenen Freunden aus dem Künstlermilieu doch noch eine gelungene, erfolgreiche Ausstellung und genießt vor allem das unabhängige Leben und den auch bereichernden Austausch mit den berühmten Künstlerkollegen, wie Duchamps, Picasso oder Max Ernst, vor allem aber auch mit gleichgesinnten Frauen, die „denselben Kampf kämpften und ihre Freundinnen waren. Frauen wie Lola, Helena Rubinstein oder wie Elsa Schiaparelli oder Josephine Baker.“(S. 347)
Sie erlebt eine Liebesgeschichte mit Michel in einer Leichtigkeit und ohne Ansprüche, was sie sehr beflügelt in ihrer Unabhängigkeit.

New York und dann Paris waren für Frida eine wertvolle, wenn auch sehr anstrengende Zeit, ein Abenteuer, das ihr vieles klar gemacht hat, vor allem, dass sie und ihr Kunst eins und ihr Leben sind. Das arbeitet die Autorin sehr gut heraus und das macht Spaß zu lesen. Nach diesen wichtigen Stationen erlebt Frida Kahlo eine große Schaffensphase.