Ein deutsch-deutsches Leben mit zu viel Deutsch

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frau8richter Avatar

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Samuel Meffires Leben ist geprägt von Verletzungen, Ängsten und Geldsorgen. Dass er immer noch am Leben ist, grenzt an ein Wunder. Vater zu sein für seine Töchter wirkt nach den Erzählung seines rasanten und gefährlichen Lebens wie ein Angekommen-Sein im guten Dasein. Er, der erste schwarze Polizist Ostdeutschlands, erlebt den Zerbruch seiner Familie, den Zerbruch der DDR, den Zerbruch mehrerer Beziehungen und den Zerbruch des eigenen Verstandes. Dabei zeigen sich erstaunliche Begebenheiten der DDR-Geschichte, den kapitalistischen Enttäuschungen nach der Wiedervereinigung und eine erschreckende Dresdner Unterwelt des Verbrechens. Cover, Titel, Klappentext - alles verweist auf Spannung und einige überraschende Wendungen. Und die gibt es zuhauf - beim Lesen ist man überzeugt, es handle sich um ein gescriptetes Drehbuch, doch ist es ein wahres Erleben. Alles in allem liest sich diese Autobiographie zügig und spannungsgeladen. Jedoch gibt es einen Wermutstropfen und das ist die ausufernde Sprache. Meffire selbst sieht sich als Schreibender, immer wieder werden auch gedichtete Verse von ihm eingebunden. Das überzeugt, ist authentisch. Die überladene und langgezogene Sprache zum Beschreiben von inneren Gemütszuständen oder Situationen hingegen ist anstrengend. Metapher reiht sich an Allegorie reiht sich an Vergleich reiht sich an Metapher ... es wiederholt sich in der Art und Weise und verwirrt. Lässt einen gern ganze Absätze überlesen, weil man zum Punkt kommen möchte, zum eigentlichen Geschehen. Das ist bedauerlich, denn inhaltlich hält die Erzählung auf Trab. Aus diesem Grund ist eine solche Autobiographie dennoch empfehlenswert, da sie vor allem den Horror des deutschen Rassismus aufzeigt, schonungslos - und das sollte jeder wissen, Sachse oder nicht.