Krasse Biografie

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Was Samuel Meffire in seinem Leben erlebt und erfahren hat, ergibt eine wirklich krasse, faszinierende Geschichte. Wenn man nicht wüsste, dass es eine reale Lebensgeschichte ist, könnte man es viel zu leicht für den spannenden, aber extrem überzogenen und unrealistischen Plot einer Fernsehserie halten.

Durch seine Erzählung kann man sehr unmittelbar nachspüren, wie er, als Sohn einer deutschen Mutter und eines kamerunischen Vaters, die letzte Zeit der DDR in Dresden und die auf die Wende folgenden politischen, gesellschaftlichen und letztlich auch persönlichen Umwälzungen wahrgenommen hat. Dieser Wechsel aus einer staatlich verordnet farbenblinden Gesellschaft in eine Welt, in der man als Afrodeutsche*r nicht gefahrlos das Haus verlassen konnte, ist aus seiner Perspektive einerseits wahnsinnig spannend und gleichzeitig unglaublich beklemmend zu lesen, weil sich schon abzeichnet, dass (gerade im desillusionierten Vereinigungsdeutschland) eine gute Zukunft schwer zu finden sein wird.

Es dort als Persönlichkeit herauszuschaffen, um aus der Gegenwart eines geordneten Familienlebens und einer geordneten Existenz von dieser Vergangenheit zu erzählen, bedarf Stärke, schonungsloser Ehrlichkeit und einer Menge (Galgen-)Humor - Eigenschaften, die sich alle im Text und im Erzählstil widerspiegeln, wodurch sich trotz allem eine gewisse amüsante Unterhaltsamkeit einstellt.

Während Meffires eingeschobene Gedichte seinen Gemütszustand eindrücklich verdeutlichen, haben die vielen im Laufe der Erzählung sehr aufgesetzt literarisch-kreativ wirkenden Formulierungen mit unnötig komplizierten Umschreibungen und Metaphern das eigentlich Gesagte recht schwer verständlich gemacht, hier wäre eventuell zur besseren Lesbarkeit eine gewisse sprachliche Reduzierung angemessen gewesen. Letztendlich ist dies allerdings natürlich Meffires Stil und vielleicht die einzig mögliche Art, sein Leben und all die schweren Szenen zu erzählen.