Lesenswerte Biografie!

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janicka13 Avatar

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Das Leben von Samuel Meffire war mir vor der Lektüre kein Begriff, da ich zu jung bin, um Anfang der Wendezeit von ihm gehört zu haben. Einigen Bürgern insbesondere in Ostdeutschland dürfte sein Gesicht aber bekannt sein.
Was da an Gewalt, Gedanken und Stärke in ein Menschenleben gepasst hat, ist kaum zu glauben. Ich teile Samuel Meffires Ansicht, dass er eine ganze Horde an Schutzengeln haben muss.
Eine (Auto-) Biografie lässt sich streng genmen nur hinsichtlich des Schreibstils beurteilen, denn über die tatsächlichen Vorkommnisse und den Lebensverlauf eines anderen Menschen können wir kaum ein Urteil fällen. Die Gewalterfahrungen, die Samuel Meffire machen musste, werden zwar ungeschönt beschrieben, aber ohne einen effektheischenden Schwerpunkt zu bilden. Der Leser gewinnt den Eindruck, dass es hier nicht um Angeberei oder Sensationen geht, sondern um das tatsächlich Geschehene. Auffällig finde ich lediglich, dass der Teil des Lebens von Samuel Meffire, der die meiste (und vielleicht ungerechteste) Gewalt enthielt, nämlich seine selbst verüben Straftaten, nahezu übersprungen wird. Menschlich verstehe ich, dass er dieses Kapitel seines Lebens nicht in aller Tiefe bearbeiten will, ein wenig wundere ich mich aber auch darüber.
Zum Schreibstil möchte ich anmerken, dass das Buch extrem gut lesbar ist. Es enthält einiges an Schimpfwörtern (vor allem Fuck), was allerdings immer den Situationen angemessen ist. Besonders spannend fand ich, dass einige Wörter bewusst vermieden werden. So kommt das Wort "Nazi" vielleicht zweimal im gesamten Buch vor, stattdessen nennt der Autor diese Menschen "Vampire". Das Wort Alkohol wird kein einziges Mal erwähnt, stattdessen steht da "Feuerwasser". Ich finde das als eine kluge Art, mit problembehafteten Themen umzugehen, ohne dass sie abgedroschen klingen.