Wut rauslassen

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juliahelene Avatar

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Ich habe nur die Beschreibung gelesen und diese hat mich sofort angesprochen. In das Buch habe ich nicht reingeschaut. Darum wusste ich auch nichts von dem Schreibstil. Ich hätte lieber einen Fließtext gehabt. Seine Gedanken sind aber wirklich gut. Ich kann seine Wut sehr nachvollziehen.
Ich habe übrigens einige dieser Eigenschaften (heterosexuell, normschön, Cis-Frau), die er anführt, die man wohl hat, um nicht frustriert oder verbittert zu sein. Ich bin trotzdem frustriert und verbittert und voller Wut.
Es ist auch triggernd, wenn man mal eine Zeit in der Schule hatte, in der man Außenseiter / Mobbingopfer war - "ich hatte niemanden, dem ich vertrauen konnte" - ich kann es sehr nachvollziehen. Ich habe nie darüber nachgedacht, warum Lehrer*Innen nicht eingreifen.
Auch bei dem Thema Familie geht es mir ähnlich: ich bin auch Arbeiterkind, meine Familie ist auch anstrengend. Meine Eltern kümmern sich nicht gescheit um ihre medizinische Behandlung, sie regen mich leider auch auf und ich bin auch froh, dass ich nur den Mindestkontakt habe bzw. zeitweise gar keinen Kontakt. Schön, dass seine Mutter ihm hilft. So viel Glück hatte ich mit meinen Eltern nicht.
Auch die Kleinstadt ist "schön" beschrieben. Die Stelle mit dem Arzt, der ho-mo-sex-u-ell denkt - zum Glück wohne ich nicht mehr in der Kleinstadt. Auch seine Erfahrungen mit homophoben Männern sind eklig. Gut, dass darüber geschrieben wird. Leider verständlich, dass kein Mann homosexuell sein will, wenn man solche Angst haben muss.
Auch seine Gedanken zur Opferrolle finde ich gut, nachdem, was mir passiert ist: muss ich mich da noch an Regeln halten?
Ich gebe vier Sterne, weil er eben viele gute Gedanken hat und hoffentlich einige zum Nachdenken anregt.