Wenn der Klappentext nicht zur Geschichte passt

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Drachen gehören zu meinen liebsten Fabelwesen und so machten mich Titel und Klappentext sofort neugierig. Beides versprach einen märchenhaften, cozy Fantasyroman.

Der Prolog ließ zwar schon erahnen, dass die Geschichte düster werden könnte, aber zu Beginn dominierte noch eine humorvoll-lockere Atmosphäre die Szenerie: Eine heiratsunwillige Prinzessin trifft schließlich ihren „Traumprinzen“. Der aber möchte am liebsten gar kein Prinz sein. Und dann ist da noch Robert, der widerwillig den Beruf des Drachenjägers von seinem Vater übernommen hat, obwohl ihm die kleinen Tierchen eigentlich am Herzen liegen. Drachen = kleine Tierchen? Ja, die Drachen, denen man zu Beginn der Geschichte begegnet, sind tatsächlich klein und gelten in der Welt des Buches als lästiges Ungeziefer. Aber es gibt auch größere Exemplare... diese lernt man ab etwa der Hälfte des Romans kennen, und von da an ist die Geschichte gar nicht mehr cozy, sondern düster, blutig und bedrückend.

Hier liegt für mich das größte Manko des Buches: Sowohl der Titel als auch der Klappentext suggerieren eine ganz andere Geschichte, als sie am Ende ist. Die Handlung geht durchaus interessant weiter, aber es wird einfach eine andere Erwartungshaltung aufgebaut. Und das finde ich schade, hier werden sich sicher einige Leser erschreckt haben. Auch die Charakterentwicklung war mir für diese Art von düsterer Fantasy-Geschichte nicht tiefgründig genug. Außerdem blieben die Hintergründe teilweise vage oder wurden nur angedeutet. Das letzte Drittel empfand ich als recht verworren. Das Buch hätte meiner Meinung nach noch ein paar Seiten mehr vertragen können.

Gefallen habe mir der Schreibstil des Autors, der zwar etwas altertümlich wirkte, aber gut zur Geschichte passte. Auch das Cover und die schöne Gestaltung von Vor- und Nachsatz fand ich sehr gelungen.

Fazit. ‚Ich fürchte, Ihr habt Drachen‘ hätte eigentlich ein guter Fantasyroman werden können bzw. war auch nicht wirklich schlecht. Dass Titel und Klappentext aber eine andere Art von Geschichte suggerieren, habe ich dem Buch dann doch angekreidet. Außerdem hat hier für meinen Geschmack auch die Tiefe in der Erzählung und der Charakterentwicklung gefehlt.