Schöne Idee, aber zu düster für Kinder

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katerose Avatar

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Aus Erfahrung weiß ich, dass Eifersucht eine große Rolle spielt, wenn sich die Familienstrukturen wegen eines kleinen Geschwisterchens verändern. Daher war ich sehr gespannt, nachdem ich den Klappentext von Keira Knightleys „Ich hab dich ganz genauso lieb“ gelesen habe. Das Buch verspricht nämlich, auf kindgerechte Weise darzustellen, dass Liebe der Mutter nicht kleiner wird, wenn die Familie wächst.

Das Hardcover beeindruckt mit einer ansprechenden, mystischen Optik: Der dunkelblaue Hintergrund lässt die Baum- und Blumenranken, welche in türkisen Tönen daherkommen, gut zur Geltung kommen. Im Fokus des Covers steht aber ein Mädchen, welches dem Betrachter den Rücken zukehrt. Auf den ersten Blick scheint das Buch also eine wunderbare Gute-Nacht-Geschichte zu vermitteln. Betrachtet man die weiteren Illustrationen, für welche übrigens die berühmte Schauspielerin verantwortlich ist, ändert man seine Meinung allerdings rasch. Während Knightley Zeichentalente vor allem in den Natur- und Tiermotiven liegen, wirken die Darstellungen der Menschen eher befremdlich und, wenn man meiner großen Tochter Glauben schenkt, „etwas gruselig“. Letzteres wird durch die eher dunklen Farbtöne untermauert. Kleineren Kindern würde ich das Buch allein schon wegen seiner Illustrationen eher nicht in die Hand drücken.

Auch die Geschichte überzeugt mich ehrlicherweise in mehrfacher Hinsicht nicht: Zunächst einmal wirken einige Sätze unvollständig. Auch die Reime sind in der Mehrheit der Fälle nicht unbedingt klar. Die Tatsache, dass das kleine Geschwisterchen den Namen Lily trägt, während die große Schwester als Hauptfigur namenlos bleibt, widerstrebt mir. Ein Name schafft Individualität und Nähe, weshalb die Geschichte für mich eher distanziert wirkt. Vor allem zu Beginn finde ich das teilweise gewaltvolle Verhalten der großen Schwester sehr befremdlich und die Tatsache, dass sie die Liebe zu ihrer kleinen Schwester lernen muss, nachdem diese von einem Vogel entführt wurde, ist fragwürdig.

Die eingebauten kleinen, liebevollen Botschaften der Mutter sind für mich eine gute Idee, da sie dem Leser darstellen, dass die Muttergefühle stets da sind, egal, in welcher Situation die Familie gerade ist. Auch die Botschaft, dass beide Kinder gleich geliebt werden, ist an dieser Stelle positiv hervorzuheben.

Nichtsdestotrotz ist dies kein Buch, welches ich meinen Kindern vorlesen würde. Der Handlungsstrang ist an zahlreichen Stellen schlichtweg zu gruselig und die Sprache ist mir zu holprig. Leider wurde die wahnsinnig gute inhaltliche Idee hier meiner Meinung nach schlecht umgesetzt. Schade!