Über Zugehörigkeit, Verlust und Einsamkeit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
frischelandluft Avatar

Von

Man kann Menschen durch Tod verlieren oder indem man den Kontakt verliert, weil etwas passiert ist? Weil es ein Missverständnis gab? Weil man sich gestritten hat? Das Schlimme ist, wenn man nicht genau weiß, warum. Wenn ein Mensch stirbt, tut es weh, weil man weiß, dass man sich nie wieder sieht. Wenn man eine Freundin verliert, nagt es an einem, den Kontakt wieder herzustellen, doch wie? Die Erzählerin erlebt beides auf einmal und ist allein. Verstärkt wird die Situation durch Covid Lockdowns, alle sind allein, aber eben anders allein. Dass die Erzählzeit während des Lockdowns spielt, ist eigentlich unerheblich und nebensächlich. Es ist kein Covidroman. Es ist ein Roman über Bindungen, über Familie und über Freundschaft, über Dazugehörigkeit und Heimat, über Worte und über Unausgesprochenes. Und darüber, dass für Menschen, die dasgleiche erleben, die Folgen sich unterscheiden und man bestimmte Reaktionen als Außenstehender nicht genauso versteht. Konkret gesagt – die Handlung wird auf verschiedenen Erzählebenen erzäht – im Jetzt, in dem sich die Erzählerin mit ihren Verlusten auseinandersetzt – und im Rückblick, in dem sie die Geschichte ihrer Familie episodenhaft erzählt. Die Episoden finden teilweise zu historischen Ereignissen, z.B. am 9.11.2001 statt. Was bedeutet der Tag für die Erzählerin, was für ihre Freunde aus dem Libanon bzw der Türkei? Das wird subtil erzählt, es ist kein Holzhammerbuch, sondern eine sehr persönliche, gut erzählte Erzählung, die alle berührt, die schon einmal jemanden verloren haben.