Eindringlich erzählt ...

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Von

ICH, SPERLING
James Hynes

Der kleine Sklave ohne Namen wurde Pusus genannt, was Junge bedeutet. Er wuchs in einem Bordell auf und wurde von Prostituierten, den ‚Wölfinnen‘, großgezogen. Später, je nachdem, was ihm für Aufgaben übertragen wurden, wechselten seine Namen von Maus, über Antinoos zu Antiochus - erst arbeitete er als Küchenjunge, dann als Einkaufshilfe, später im Schankraum der Taverne und zuletzt gehörte er zu den Wölfinnen. Meistens jedoch, wenn seine Freier ihm gerade wieder wehtaten, löste sich sein Geist von seinem Körper und er wurde zum Sperling und flog davon.

„Doch der Junge ist nicht da. Er kann sie weder sehen noch hören. Er ist Sperling, der in der Luft über ihren Köpfen schwebt, zusieht und nichts empfindet.“ (Tolino S, 334/335)

Detailliert, minutiös und schonungslos beschreibt Hynes das Leben eines Sklavenjungen im spanischen Carthago im 4. Jahrhundert n. Chr. Ich konnte selbst hier bei mir zu Hause die Gerüche einatmen und wäre gerne einige Male selbst zum Sperling geworden.
Es geht um Liebe, Sexualität, Freundschaften, Missgunst und vor allem um das Leben in der Zeit, wo die christliche Kirche das Zepter in der Hand hielt und das Menschenleben nicht viel wert war.
Die ersten 200 Seiten waren mir zu lang - zu minutiös skizziert, aber dann konnte mich das Buch doch noch packen und ich habe es bis zum Ende regelrecht verschlungen.
Es ist ein Buch, das ich nicht so schnell vergessen werde (inklusive der Beschreibung auf einer viertel Seite, wie es in Audos Schritt riecht und aussieht - dieses bekomme ich sicherlich nie mehr aus meinem Kopf heraus 🙈).

Fazit:
Schonungslos und eindringlich!
Wer historische Romane liebt, sollte dieses Buch unbedingt gelesen haben.
4/ 5