Fesselnde historische Geschichte

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hapedah Avatar

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Im spätrömischen Reich wächst ein Junge in einem Bordell auf, ohne zu wissen, woher er kommt und wer seine Eltern sind. Sowohl die Köchin Focaria als auch eine der Prostituierten, eine "Wölfin", die Euterpe genannt wird, kümmern sich um den Kleinen und vermitteln ihm sehr unterschiedliche Blickwinkel auf die Welt, in der sie leben. Sobald er groß genug ist, zu arbeiten, hilft "Pusus" zunächst in der Küche, später wird er in die Taverne beordert, wo die Freier essen, trinken und schließlich ins Obergeschoss zu den Wölfinnen gehen. Bis eines Tages eine der Wölfinnen ausfällt und der Besitzer des Etablissements beschließt, Pusus an ihrer Stelle arbeiten zu lassen. Von nun an entflieht der Junge immer wieder aus seinem Körper, wie ein Sperling, um der Brutalität seines realen Daseins zu entkommen.

"Ich, Sperling" von James Hynes ist ein fesselnder historischer Roman, der mich von der ersten Seite an komplett in seinen Bann gezogen hat. Als alter Mann blickt Sperling auf sein Leben zurück und schreibt auf, was ihm widerfahren ist, ohne etwas zu beschönigen und ohne Hoffnung, dass jemals ein Mensch seine Aufzeichnungen zu Gesicht bekommt. Dennoch spricht er seinen Leser immer wieder direkt an, was seine Schilderungen für mich besonders realistisch erscheinen ließ, die detaillierte Beschreibung seines Alltags hat mich emotional tief in die Geschichte hinein gezogen. Sowohl das Umfeld, in dem der Junge aufwächst, als auch die Figuren, die er trifft, haben sich für mich lebensecht angefühlt, die Handlung lief beinahe wie ein Film vor meinem geistigen Auge ab.

Den Schreibstil habe ich als sehr mitreißend empfunden, ich mochte das Buch zwischendurch kaum aus der Hand legen und auch wenn ich gerade nicht gelesen habe, ist Sperling immer noch ständig in meinem Kopf herum gekreist. Die Beschreibung des Alltags aus dem Blickwinkel des Jungen zeichnet ein brutal ehrliches Bild der Gesellschaft in jener Zeit, immer wieder begegnen Sperling Zitate von Philosophen, die seine Eindrücke kritisch untermauern und mich beim Lesen zum Nachdenken angeregt haben. Das Ende lässt offen, wie Sperling nach Britannien kam, wo er als alter Mann diese Memoiren verfasst und wie sein Leben als Erwachsener weiter verlief - was mich hoffen lässt, dass der Autor eventuell über eine Fortsetzung nachdenken könnte. Mir würde es auf jeden Fall Freude machen, mehr von dieser spannenden Historiengeschichte lesen zu können. Für den Roman, der mich auf eine äußerst fesselnde Reise in die Vergangenheit geschickt hat, spreche ich eine begeisterte Leseempfehlung aus.

Fazit: Von der ersten Seite an war ich tief in der Geschichte versunken, Sperlings Schilderungen seines harten Lebens von frühester Kindheit an war ein außergewöhnliches Lesevergnügen, das ich gern weiter empfehle.