Man fühlt sich, als wäre man dabei

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ann-kathrin Avatar

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Inhalt:
Ein Bordellbetreiber kauft einen kleinen Jungen. Zwei Sklavinnen, eine Köchin und eine Hure, nehmen sich seiner an und ziehen ihn groß. Da er ein Sklave ist, muss er früh arbeiten: es beginnt mit dem Auskehren der Küche, geht weiter mit Einkäufen und endet mit Prostitution.

Perspektive:
Das Buch ist aus der Sicht des namenlosen Sklaven geschrieben. Er verfasst den Bericht am Ende seines Lebens und gibt hie und da Kommentare aus dieser Zeit. Größtenteils bleibt er jedoch stringent bei dem, was er als kleiner Junge gewusst, gelernt und gefühlt hat. Diese Erzählperspektive hält der Autor unglaublich gut durch. Die Erfahrungen, die der Junge macht, und sein Blick auf die Welt sind glaubwürdig und nachvollziehbar. Das ist eine wahre Meisterleistung.

Die Story:
Nach dem Einstieg in das Buch, dachte ich, der Ich-Erzähler würde von seinem ganzen Leben berichten, doch in diesem Buch bleibt es bei seiner Kindheit. Da der Junge es selbst nicht weiß, weiß man auch als Leser nie ganz genau, wie alt er ist. Der Leser begleitet den Jungen beim Erwachsen werden und bei seinen Versuchen die Welt zu verstehen. Dabei macht er sich sehr interessante Gedanken und bestimmte Themen wiederholen sich immer wieder und werden neu aufgerollt.

Historischer Roman:
Ich bin keine Historikerin, also weiß ich auch nicht, wie viel der Autor hinzugedichtet hat. Da das Buch aber in sich stimmig und alles mögliche sehr detailliert dargestellt wird (von der Religion, über die Situation der Sklaven, bis hin zum Essen und den zahlreichen Berufen), gehe ich davon aus, dass eine grandiose Recherchearbeit, sowie sehr viel Kreativität hinter dieser gut ausgearbeiteten Welt stehen.

Charaktere:
Es gibt viele gut ausgearbeitete und glaubwürdige Charaktere. Diese bringen dem Leser einerseits die Zeit näher, andererseits stehen sie auch alle in einer Beziehung zum Ich-Erzähler und helfen diesen zu Charakterisieren.

Trigger-Warnung:
Das Buch ist großartig, aber man sollte wissen, dass man wirklich bekommt, was auf dem Klappentext steht: Es geht um einen Jungen, der ein Sklave ist und gezwungen wird sich zu prostituieren. Und es gibt sehr viele, sehr detaillierte Szenen. Aus anderen Büchern dieses Genres kannte ich es, dass Sex- und Missbrauchsszene nicht direkt beschrieben werden, aber hier bekommt man sehr viele Details. Das macht das Buch glaubwürdig und in sich stimmig. Aber dadurch ist das Buch nicht für jeden geeignet.

Insgesamt:
Das Buch ist großartig und ich bin zutiefst beeindruckt von den Fähigkeiten des Autors. Solange man mit dem Thema klarkommt, kann ich das Buch zu 100 Prozent weiterempfehlen.