Pusus

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fornika Avatar

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„…wie ein Vogel in einen Käfig. Ein Funke, eingebettet in einen Körper, der für andere bestimmt ist.“
In Carthago Nova lebt ein namenloser Junge, der Einfachheit halber Pusus genannt. Er lebt in einem der letzten Bordelle der Stadt, wo er als Sklave zum lebenden Inventar gehört und auch so behandelt wird. Er erzählt seine Geschichte aus der Retrospektive, man weiß also als Leser schnell wie es für ihn endet. Trotzdem leidet und fiebert man nicht weniger mit, denn er erzählt so mitreißend wie tragisch aus seiner Kindheit und Jugend. Immer wieder spricht Pusus den Leser direkt an, was das Geschehen noch unmittelbarer macht. Sein Leben ist hart, er muss schwer arbeiten, wird misshandelt und schließlich zur Prostitution gezwungen. Doch erfährt er so etwas wie familiären Zusammenhalt unter den Wölfinnen, die ihm so etwas Nähe schenken. Hynes gibt einen großartigen Einblick in das Leben eines Sklaven in der damaligen Zeit. Auch der ganz normale Alltag, der Aufbau der Stadt wird sehr bildlich beschrieben, man erfährt so wie nebenbei Einiges. Ich mochte den Erzählstil sehr, er wirkt trotz all der Gräuel immer etwas kindlich und naiv, so wie Pusus eben ist. „Ich, Sperling“ ist keine leichte Geschichte, das Geschehen immer wieder grausam, z.T. auch pornografisch; das passt zu Pusus‘ Leben, schließlich wird auch bei ihm keine Rücksicht auf sein Alter genommen, trotzdem könnte es für manchen Leser vielleicht zu heftig sein. Ich mochte Hynes‘ Roman in all ihren Facetten, einzig das Ende kam mir zu abrupt, sodass die eigentlich runde Geschichte eine kleine Delle bekam. Ein mitreißender, informativer, aber auch bedrückender Roman, den ich gerne weiterempfehle.