Schonungslos ehrlich und brutal offen, geht an die Nieren!

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duenefi Avatar

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Das Cover von "Ich, Sperling" hat mich fasziniert und die Lebensgeschichte des namenlosen Waisenjungen, der im Hurenhaus von Carthago Nova als Sklave aufwächst erst recht! Dieser packende Roman von James Hynes ist bei dtv als Hardcover mit 592 Seiten erschienen.

Der Autor erzählt absolut ungeschönt und sehr detailliert die Geschichte von Jakob, der als Ich-Erzähler fungiert und im hohen Alter über sein Leben spricht, beginnend als kleiner Junge von vier oder fünf Jahren.

Im Kreis der Prostituierten wächst er auf in einer sehr begrenzten, von harten Regeln bestimmten Welt, lange Zeit ohne Namen. Sein Horizont erweitert sich mit der Zeit und irgendwann gehört es auch zu seinen Aufgaben, zu den Huren ins Obergeschoss zu gehen - und dort widerfährt ihm Schreckliches.
Doch seine Ziehmutter Euterpe nennt ihn Sperling und in dessen Gestalt gelingt es dem Jungen, wenn die Realität besonders furchtbar wird, im Geiste seine Flügel zu spreizen und der Situation davonzufliegen...

Es hat mich sehr beeindruckt, wie die erfahrene Zuneigung durch die Bewohnerinnen des Bordells und Jakobs zuversichtliches Wesen es Zeit seines Lebens geschafft haben, ihm trotz aller brutalen Erfahrungen und negativen Erlebnisse nicht die positive Lebenseinstellung zu rauben.

Das Römische Reich im 4. Jahrhundert n.Chr. und die dargestellten Schauplätze und Lebensumstände der Menschen in der damaligen Zeit sind offensichtlich gründlich recherchiert und so detailliert und bildhaft beschrieben, dass der Autor es scheinbar mühelos geschafft hat, eine sehr authentische, oftmals beklemmende Atmosphäre zu erzeugen, die mich von Beginn an gepackt und auch emotional sehr gefesselt hat.

Ein beeindruckender, außergewöhnlicher historischer Roman, der für mich ein echtes Highlight ist!