Sehr berührend!

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ger6892daerger Avatar

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Auf dem Cover dieses Romans sieht man auf einem mosaikartigen, türkisfarbenen Untergrund den Titel in goldenen Buchstaben. In der Mitte sitzt ein kleiner, rostfarbener Vogel.
Im Klappentext heißt es: "An seinem Lebensabend blickt ein Mann zurück auf seine Kindheit." Die Geschichte beginnt mit dem Mann als kleines Kind. Der Junge hat keinen Eigennamen. Er weiß nicht, woher er kommt und wird als Ding behandelt. Er lebt in einem Bordell im 4. Jahrhundert nach Christus im spanischen Carthago Nova. Zwei der Prostituierten, genannt Wölfinnen, werden zu seinen Ziehmüttern: die gebildete Euterpe und ihre heimliche Geliebte, die Köchin Focaria. Der Junge wird zu vielen einfachen Arbeiten herangezogen und kennt nur das Innere des Bordells. Sehr berührend ist hier die Szene, als er zum ersten Mal einen Spiegel findet und sein eigenes Gesicht darin betrachten kann. Etwas später werden seine Dienste aufwendiger: Er wird zum Wasserholen nach draußen gelassen und kann sogar allein einkaufen, nachdem ihm Euterpe das Rechnen beigebracht hat.
Bald muss er auch in der Taverne bedienen und aufräumen.
Ein paar Jahre später kommt es, wie es kommen muss: Der Aufseher des Bordells, Audo, vergewaltigt ihn und er muss nun als Knabe seinen Körper hergeben. Seine einzige Möglichkeit, diesem Schicksal zu entfliehen ist, dass er sich in Gedanken von seinem Körper löst und als Sperling frei in die Luft fliegt.
Es ist sehr eindrücklich und berührend, wie der immer noch namenlose Junge, der immer mal wieder einen anderen Namen erhält, mit seiner ausweglosen Situation klarkommt. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Autor sauber recherchiert hat und viele Ereignisse einen realen, historischen Hintergrund haben. Der kleine Junge tut mir wahnsinnig leid, er durfte seine Kindheit nicht ausleben.
Es soll hier nicht verraten werden, ob er es irgendwann schafft, seinem Gefängnis zu entfliehen. Aber nachdem schon vor Beginn der Geschichte klar ist, dass es der Rückblick eines alten Mannes ist, wird er es wohl geschafft haben.
Das ist ein Roman, der mich sehr beeindruckt hat und der unbedingt lesenswert ist. Allerdings gibt es einige sehr harte Szenen darin, der Leser sollte also damit rechnen, dass die Lektüre nicht immer angenehm ist!