Ungeschönt

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fredhel Avatar

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Historische Romane befassen sich zumeist gerne mit Geschichten aus Adelshäusern, oder mit Szenen aus dem Soldatenleben. James Hynes dagegen schickt seine Leser in die Niederungen der römischen Unterschicht. Ein sehr alter Mann, er nennt sich selbst Pusus oder Sperling, erzählt hier von seiner frühesten Jugend, die er in einem Bordell verbracht hat. Der Besitzer kaufte ihn als Säugling. Pusus wird nichts geschenkt, er muss schon als Kleinkind für seinen Unterhalt hart arbeiten. Der Bordellbesitzer ist zu ihm ebenso gnadenlos wie zu den sogenannten Wölfinnen. Als die Zeit gekommen ist, muss Pusus genau wie die Frauen seinen Körper verkaufen.
Es ist beeindruckend, wie gut der Autor die damaligen Gegebenheiten recherchiert hat. Dieser Roman ist weit davon entfernt, das Römische Reich in seinem Glanz und seiner Schönheit zu glorifizieren. Er zeigt dem Leser vielmehr die untere, die übel riechende Seite, in der rohe Gewalt und erbarmungsloser Überlebenskampf herrscht. Und immer wieder zeigen kleine Gesten, dass es untereinander auch Solidarität und Liebe geben kann. Vielleicht liegt es auch an solchen Zeichen, dass Pusus seine Rückblende ohne Hass und Verbitterung erzählen kann.
Die Lebensgeschichte von Sperling ist berührend, ohne sentimental zu werden. Sie wird lebendig, wenn auch schonungslos berichtet.
Kein Buch, das man so schnell vergisst.