Vom Leben eines Sklaven im 4. Jahrhundert n.Chr.

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Es ist ein hartes Leben das der kleine Namenlose führt, der sich später Jakob nennt. Als Sklave lebt er in einer Taverne mit Bordell, seine Ziehmutter ist die Hure Euterpe. Von ihr lernt er alles über das Leben außerhalb seiner vier Mauern, Lesen und Schreiben und Ansätze von Philosophie. Der Alltag ist brutal, geprägt von Schlägen, Tritten, Schmerzen und jeder Form von Gewalt.
James Hynes nimmt in seinem fiktiven historischen Roman kein Blatt vor den Mund, seine Geschichte erzählt er grob und schonungslos. Aber so kann man sich die damalige Zeit tatsächlich vorstellen, wird beim Lesen mitten hinein in die Stadt Hispanien im spätrömischen Reich versetzt. Man taucht beim Lesen richtig ein in diese völlig fremde Welt, die sehr anschaulich geschildert wird: die Gerüche der Latrinen, der ungewaschenen Leiber, der parfümierten Wölfinnen. Die Hierarchien, in denen die Sklaven kaum eine Chance auf ein besseres Leben haben, werden hier am Beispiel eines kleinen Jungen erzählt, einem Niemand, einem Menschen, der auf der untersten Stufe der Rangordnung zur Zeit des 4. Jahrhunderts nach Christus steht.
Fasziniert hat mich neben all der geschilderten Grausamkeit und Brutalität die zarten Bande der Freundschaft und des Zusammenhaltens unter den Frauen. Ihr Beschützerinstinkt gegenüber dem kleinen Jungen ist groß, vor allem von der Köchin Focaria und der Hure Euterpe. Mit viel Liebe versucht vor allem Euterpe, dem Kind Bildung und Wissen zu vermitteln.
Verwundert hat mich das Ende in sofern, als der Roman aus der Sicht des alten Jakob beginnt, aber nicht bis zu seinem Ende erzählt wird.
Das Cover ist wunderschön gestaltet, der Titel erklärt sich früh im Verlauf der Geschichte und passt hervorragend zu diesem Buch.
Ein außergewöhnliches Buch, sehr zu empfehlen für Freunde von historischen Romanen, die nicht zu zart besaitet sind.