Weder der beste, noch der schlechteste historische Roman, der je geschrieben wurde...

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patriciapp Avatar

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Ich lese sehr gerne historische Romane aus der Zeit der griechisch-römischen Antike, wobei es da leider im Vergleich zu anderen Genres keine große Auswahl gibt. Umso gespannter war ich auf "Ich, Sperling", der schon vorab sehr, sehr viel Lob erfahren hat, sogar von Leuten, die das Genre sonst nicht lesen.
Diesen Lobeshymnen kann ich mich nicht ganz uneingeschränkt anschließen.
Zwar ist es ein gut recherchiertes Buch, dass den Alltag in einem Bordell jener Zeit sehr lebendig und glaubhaft darstellt. *)
Aber: Im Vergleich mit dem Umfang des Buches gibt es erstaunlich wenig Handlung. Der Erzähler möchte sein Leben erzählen, beschränkt sich dabei aber auf sehr wenige Jahre am Anfang seines Lebens und da auch mehr oder weniger auf eine Wiederholung von Alltagsszenen, danach bricht die Geschichte ziemlich aprupt ab. Man kann sich zwar grob zusammenreimen, was in der Zwischenzeit passiert sein könnte, trotzdem empfand ich das Ende als unbefriedigend und sehr unrund.
Deswegen ist das Buch für mich keine außergewöhnliche Leseerfahrung, sondern nur eine mittelmäßige. Ich habe sowohl bessere als auch schlechtere Romane in dem Genre gelesen.

*) Ein oft genannter Punkt, sowohl bei Kritik, als auch bei Lob ist die drastische Schilderung gewisser Ereignisse. Für einen historischen Roman empfand ich die Darstellung als ziemlich "normal", wenn vielleicht auch gewollt sehr ausführlich und reißerisch. Leser:innen, die öfter zu historischen Romanen greifen, werden das Level der Gewalt als im Genre gängig einstufen. Wer sonst eher literarisch unterwegs ist - und das ist (leider) die Zielgruppe an die das Buch vermarktet wird, wird es vermutlich schlimmer empfinden.