Eine spannende Suche nach den eigenen Vorfahren

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Von Nina Blazon habe ich schon andere Bücher gelesen, die mir durchweg sehr gut gefallen haben. Daher habe ich mich sehr gefreut, als ich ihr neues Buch als Rezensionsexemplar bekommen habe. Dies hat mein Urteil aber nicht beeinflusst.

Das Buch fängt sehr spannend an. Fleur ist Datenforensikerin, allein das schon war ein Punkt, der mich aufhorchen ließ, denn das lässt auf interessante Ermittlungen im Lauf der Geschichte schließen. Und die habe ich auch bekommen, denn Fleur begibt sich auf die Spuren ihrer eigenen Vorfahren, als sie nach dem Tod ihres leiblichen Vaters (von dem sich ihre Mutter schon in Fleurs Kindheit getrennt hatte) ein Haus in Luxemburg erbt - das Haus ihrer verhassten Großmutter väterlicherseits. Fleur leidet schon seit ihrer Kindheit unter Alpträumen, in denen sie von einem Jäger fliegen muss. Sie entschließt sich, zu dem Haus zu fahren, um ihren Erinnerungen und Träumen auf die Spur zu kommen. Fleur wird als eine scheue, zurückgezogen lebende Frau eingeführt und dieser Entschluss zeigt, dass sie auch eine starke Figur sein kann.

Begleitet wird sie auf der Reise anfänglich von ihrem Halbbruder Max, den ich sofort ins Herz geschlossen habe. Ich hätte gerne mehr von ihm gelesen, denn nach dem Besuch des Hauses in Luxemburg reist Fleur alleine weiter nach Frankreich. Max taucht zwar immer wieder über Textnachrichten auf und bekommt am Ende auch noch eine größere Aufgabe, aber er bleibt eine Randfigur, was ich schade fand, denn in den Gesprächen von Max und Fleur lernte ich eine Familie kennen, die weit weniger heil war, als es am Anfang aussah. So wurde sehr gut dargestellt, was Schweigen und Leugnen in einer Familie anrichtet, auch wenn es "nur zum Besten" (aber für wen?) gedacht war - und dass sich das Schweigen auch in die nächste Generation weiter "vererbt", denn sowohl Max als auch Fleur tragen ihre eigenen Geheimnisse mit sich herum, über die sie erst dann reden, wenn sie auffliegen und es keinen anderen Weg mehr gibt.

In Frankreich, genauer gesagt, im Gévaudan, kommt Fleur ihren Vorfahren auf die Spur. Hilfe erhält sie dabei vom Polizisten Tomé, der in seiner Freizeit die historischen Tötungsfälle der "Bestie von Gévaudan" untersucht, und von Pierre, einem "Aussteiger" aus Paris. Fleurs Nachforschungen haben sich an dieser Stelle etwas in die Länge gezogen, es gab Passagen, die ich weniger spannend und wenig zielführend fand. Die Autorin lässt in der Geschichte historische Fakten einfließen, was ich sehr interessant fand. Die "Bestie von Gévaudan" und die ihr zugeschriebenen Tötungsfälle gab es tatsächlich.

Die Auflösung fand ich dann sehr gelungen. Wir erfahren den Grund für Fleurs scheues Verhalten, auch die Familie väterlicherseits erscheint in einem neuen Licht. Fleur hat im Lauf der Geschichte sehr an Stärke und Selbstbewusstsein gewonnen, das war schön zu lesen.

Insgesamt habe ich das Buch sehr gerne gelesen.