Spannend bis zum Ende!

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Handlung:

Fleurs Welt ist die digitale Welt. Als Daten Forensikerin kümmert sie sich um die Auflösung oder Wiederherstellung von Daten verstorbener Menschen. Im realen Leben hat sie Schwierigkeiten sich auf fremde Menschen einzulassen und Beziehungen einzugehen. Die Schatten ihrer Vergangenheit holen sie immer wieder ein. Abgesehen davon träumt sie nachts von einem Jäger, der sie verfolgt...

Als Fleur erfährt, dass ihr Vater, mit dem sie seit ihrer Kindheit kein gutes Verhältnis und nur wenig Kontakt hatte, verstorben ist, berührt sie das kaum. Trotzdem fährt sie nach Luxemburg, um das Haus zu besichtigen, das er ihr vererbt hat. Dort findet sie sich nicht nur in traumatischen Kindheitserinnerungen wieder, sondern stößt auch auf ein düsteres Familiengeheimnis. Die Spur führt nach Frankreich in die Auvergne, das Land der Mythen und Legenden...

Meinung:

Schon die ersten Seiten haben mich in die Geschichte gezogen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Fleur ist ein starker Charakter. Ich habe sie von Anfang an gemocht, weil sie sich für Menschen einsetzt, die misshandelt werden und sich nicht selbst wehren können. Da mir diese Menschen auch am Herzen liegen, konnte ich mich gut mit ihr identifizieren. Ich finde beeindruckend, wie sie rückhaltlos ihre Meinung sagt und vor abweisenden Reaktionen nicht zurückschreckt.

Auf der anderen Seite konnte ich sie gar nicht verstehen. Warum sie sich niemandem richtig anvertraut, immer alles kontrollieren will und die Natur und den Wald meidet. Doch sie hat für alles gute Gründe, die man im Laufe der Geschichte auch versteht. Ereignisse der Vergangenheit lasten schwer auf ihr, doch mit der Zeit gelingt es ihr, ihre Schutzmauern aufzubrechen und sich ihr Feuer zurückzuholen. Diese Entwicklung zieht sich durch die gesamte Geschichte und mir hat es unglaublich gut gefallen, Fleur auf ihrer Reise zu begleiten.

Natürlich geschieht diese Selbstüberwindung nicht von selbst, sondern in kleinen Schritten. Das macht die Geschichte umso authentischer. Auch die anderen Charaktere sind vielschichtig, haben Vergangenheit, Probleme, Leidenschaften. In der Auvergne lernt sie Tomé und Pierre kennen, zwei Männer unterschiedlich wie Feuer und Wasser. Während es zwischen Tomé und Fleur gefährlich knistert, kann sie sich bei Pierre dem Freund der Bäume fallen lassen. Die Anekdote zu den Eiben hat mich beeindruckt! 😉 Die Dynamiken zwischen den Figuren sind lebendig beschrieben und die Dialoge wirken echt.

Nina Blazon schreibt poetisch und doch klar. Ich bin durch die Seiten (und Nächte!) geflogen und konnte mir dank der bildlichen Beschreibungen der Landschaften und Orte, alles lebhaft vorstellen. Ich habe das französische Flair genossen, die französischen Wörter und kulturellen Eigenheiten fließen natürlich in die Geschichte mit ein.

Die Atmosphäre ist oft sehr düster und von Spannung aufgeladen – Perfekt für regnerische Herbstabende! Und zum krönenden Abschluss spielen Märchen eine bedeutsame Rolle. Fleur sammelt nämlich leidenschaftlich alte Märchenausgaben, die dem wahren Kern des Märchens näherkommen. Somit gibt immer wieder Bezüge auf unterschiedliche Märchen, deren Handlungsmuster und Märchenfiguren.

Auch das Wolfsmotiv wird ausführlich aufgegriffen. Zum einen in der Legende der „Bestie des Gévaudan“, die sich in der Auvergne abspielte, als auch in unserer modernen Welt in Form von „Cyberwölfen“. Ich war beeindruckt von der detaillierten Recherche der Autorin zu der Bestienlegende und den Handlungsorten des Buches.

Die Geschichte ist wirklich komplex und facettenreich. Am Ende fügen sich aber alle gesponnenen Stränge auf zufriedenstellende Weise zusammen.
Fazit:

Ihr müsst es lesen!