Überaus spannende, sehr ungewöhnliche Spurensuche

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druckdeufel Avatar

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Fleur arbeitet als Datenforensikerin, der perfekte Job, um sich vor der Welt zu verstecken. Als sie unverhofft das Haus ihrer längst verstorbenen Großmutter erbt, beginnt sie, sich mit ihren Vorfahren auseinander zu setzen.
Nina Blazon ist vor allem Kinder- und Jugendbuchautorin und trägt ihren frischen, modernen Schreibstil auch in diesen Roman. Ihre ungewöhnliche Heldin erzählt aus Ich-Perspektive und im Präsens. Das würde eine innige Verbundenheit herstellen, wenn sie nicht derart mysteriös erscheinen würde. Sie zeigt sich extrem verletzlich, übervorsichtig, engagiert sich mit ganzem Herzen für im Internet bloßgestellte Personen und wird Nacht für Nacht von einem Albtraum aufgesucht, für den sie keine Erklärung hat.
Die Geschichte ist absolut fesselnd, die Spurensuche in der französische Auvergne mühsam. Fleur verschafft sich die notwendigen Informationen mit Hartnäckigkeit, manchmal mit List, und erkennt, dass sie die Gegenwart mit der Vergangenheit verknüpfen muss, um ihr eigenes Rätsel zu lösen.
Während man zu Beginn der Geschichte ihr Verhalten teilweise für unverständlich, ihre Angst für übertrieben und ihre Zündschnur für reichlich kurz hält, beginnt man irgendwann darüber zu staunen, wie überaus stimmig die Autorin ihre Heldin kreiert hat. Plötzlich fängt ein Ahnen an, das später zur Gewissheit wird, alles wird rund und so logisch, dass es gar nicht anders sein könnte als genau so.
Nicht nur Fleur hat ihr Geheimnis, auch die Region des Gévaudan hat eines, nämlich das um die Bestie, die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts eine große Zahl von Kindern und Frauen tötete. Wie diese Legende nicht nur eine besondere Atmosphäre unterlegt, sondern sich zudem mit der heutigen Zeit und Fleurs Geschichte verwebt und wie exakt wie ein Uhrwerk Rädchen um Rädchen ineinander greift, bis zu dem Moment, da alles Gelesene Sinn ergibt, ist einfach nur großartig.