Vollkommen anders als erwartet

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holdesschaf Avatar

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Fleur trägt nicht nur psychisch die Narben ihrer Vergangenheit. Die Datenforensikerin fühlt sich eigentlich nur in ihrer eigenen kleine Welt der Bits und Bytes sicher und öffnet sich eigentlich niemandem. Dabei hatte sie gerade ein drittes, vielversprechendes Date mit dem netten Simon. Doch eine Nachricht bringt ihr Leben und das ihrer Familie erneut durcheinander. Endlich will sie zusammen mit ihrem Halbbruder Max Licht in die dunkle Vergangenheit bringen und taucht tief in die Geschichte ihrer Familie ein. Max hat jedoch noch andere Probleme und so reist Fleur allein weiter in eine abgelegene Gegend in der Auvergne, wo sie - auf der Spur einer Legende - in der Realität lernen muss, wem sie trauen kann und wem nicht.

Ein fantasievolles Cover deutet auf eine fantasievolles Geschichte hin. Der Beginn der Geschichte ist allerdings ein ganz anderer und leitete mich etwas in die Irre. Auf den ersten Seiten dreht sich alles um Fleurs Liebesleben. Da deutet sich nach dem dritten Date mit Simon etwas Festes an. Doch schnell merkt man, dass irgendetwas Fleur dermaßen hemmt. Weil man so wenig über sie weiß, fällt es mir schwer, mich in sie hineinzuversetzen. Man merkt aber deutlich, dass sie sich am liebsten von der Welt abschottet und niemanden so richtig an sich heran lässt. Erst mit der Nachricht, die sie erhält, beginnt sich der Nebel etwas zu lichten. Doch auch das, was dahinter steckt, ist noch nicht wirklich der Kern der Geschichte. Es geht um Alpträume, die nicht nur Fleur träumt, eine alte Legende von einer Bestie, die in Frankreich vor hunderten von Jahren einige Menschen getötet hat und die Verbindung ihrer Familie zu einem Gebiet in der Auvergne, von dem die Großmutter glaubte, die rechtmäßige Besitzerin zu sein, ohne dass es dafür Beweise gab.

Fleur reist also ohne wirkliches Ziel los, über Luxemburg nach Frankreich, erledigt ihre Arbeit von Hotelzimmern und Ferienwohnungen aus, befragt Leute und stöbert in alten Dokumenten, wobei nicht jeder ihr freundlich gesonnen ist, einige männliche Wesen ihr aber doch gefährlich nahe kommen. Nebenbei geht es noch um ihren Bruder, der sein Leben umkrempelt, überhaupt um ihr schwieriges Familiengeflecht und eine Anomalie, die alles aufklärt. Okay, das hatte ich leider so überhaupt nicht erwartet. Weite Teile des Buches weiß man gar nicht, was mit Fleur los ist, obwohl sie ihre Narben sehr häufig betont und man liest eigentlich nur gespannt, um zu erfahren, woher diese stammen. Die Auflösung ist verblüffend, aber auch weit hergeholt und ich würde es auch nicht unbedingt als Familiengeheimnis bezeichnen. Der Rest enthält auch immer wieder Beziehungsgeschichten, die Fleur in der Kürze der Zeit eingeht und immer wieder hinterfragt. Ein Verein, der versucht vor jahrhunderten von einer Bestie (Wolf) begangene Tötungen aufzuklären spielt auch eine Rolle.

Mir war das insgesamt zu viel, zu speziell und auch zu konstruiert, als dass es mich wirklich überzeugt hätte. Und auch das Ende war mir zu rosig. Der Schreibstil hingegen ist solide, man kann sich ganz gut hineinschmökern, oft fühlt man eine bedrohliche Stimmung, aber die Story ist seltsam. Daher gibt es 3 Sterne.