Wie die Vergangenheit ganze Generationen beeinflusst

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svettusch Avatar

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Ich bin bei der Autorin sehr voreingenommen, da Nina Blazon und ihre Geschichten meine Kindheit und Jugend geprägt haben. Daher kann ich an kaum einen ihrer Bücher für Erwachsene vorbei.

Auch "Ich träumte von einer Bestie" konnte mich sofort mit seinem Schreibstil begeistern. Dieser ist malerisch, verträumt und so wunderbar bildlich. Eigentlich ist Gegenwarts-Literatur per se nicht mein Lieblingsgenre, aber der Schreibstil und die Art, wie die Autorin dem Ganzen Leben einhaucht, haben mich an das Buch gefesselt.

Ich bin auch ein großer Fan der Protagonisten. Fleur ist keine stereotypische Hauptfigur, sondern hat einige Ecken und Kanten und lernt sich im Verlauf der Geschichte nicht nur selbst immer besser kennen, sondern wächst auch über sich hinaus. Es hat Spaß gemacht, mit ihr gemeinsam dem ein oder anderen die Stirn zu bieten. Sie ist niemand, der schnell klein beigibt oder der Dinge schön redet. Und sie lässt sich auch nicht gerne blenden. Dazu kommen die Nebencharaktere, die zumindest auf mich ebenso erfrischend einzigartig wirkten. Ihre Familie wirkt verdammt sympathisch (was ich bei vielen Romanen eher nicht empfinde) und dazu verdammt normal. Ihr kleiner Bruder Max hat seine eigene, kleine Nebengeschichte und ist wirklich ein gutherziger junger Mann. Ihren Stiefvater hätte man selbst gerne in seinem Leben, ebenso wie ihre Mutter. Später kommen weitere Nebencharaktere hinzu, allen voran Tomé und Pierre. Beide sind recht unterschiedlich und halten sich bedeckt. Man lernt sie nach und nach besser kennen.

Inhaltlich begibt sich Fleur auf die Suche ihrer Ahnen und ihrer Familiengeschichte, um sich selbst besser kennenzulernen. Dabei strandet sie in Frankreich und verwickelt ihre eigene Vergangenheit in die Legende der Bestie. Die Geschichte entfaltet sich mit jeder Seite mehr, auch wenn erst auf den letzten hundert Seiten zum Vorschein kommt, was hier unter der Oberfläche brodelt. Aufmerksame LeserInnen ahnen es vielleicht schon auf den ersten Seiten, rückblickend machten für mich manche Reaktionen und Gespräche auf jeden Fall mehr Sinn. Im Mittelteil zieht sich das Erzähltempo ein wenig, aber ich kann nicht sagen, dass irgendeine Stelle hätte gestrichen werden müssen, denn alles zusammen und insbesondere in der Kombination mit Blazons toller Sprache ergibt ein rundes Gesamtbild. Auch die Wahl des Covers, das Einweben von Vergleichen zu Märchen und der Titel haben mich beeindruckt. Klare Leseempfehlung!