Berührende Geschichte mit einigen Längen

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zabou1964 Avatar

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Durch eine Leseprobe bei Vorablesen bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Diese klang recht vielversprechend, weshalb ich mich für dieses Buch beworben habe. Ich habe es auch gewonnen, bin nun aber etwas hin- und hergerissen, was die Bewertung betrifft. Stellenweise muten die Gedanken der kleinen Hélène zum Erwachsenwerden poetisch an. Auf der anderen Seite hat das Buch, obwohl es nur 256 Seiten hat, immer wieder Längen, durch die ich mich regelrecht quälen musste.

Aber zunächst zur Handlung: Hélène ist acht Jahre alt, wäre aber gerne älter und vor allem ein Junge. Also behauptet sie einfach, sie sei zehn und nennt sich Joe. So gelingt es ihr, einen Job als Zeitungszustellerin zu bekommen. Das verdiente Geld will sie aber nicht etwa für sich ausgeben. Sie schmuggelt es heimlich in das Portemonnaie ihrer Mutter. Eines Tages kommt sie nach Hause und sieht vorm Nachbarhaus einen alten Mann sitzen. Es ist der grantige Monsieur Roger, der saufend und fluchend seinen Tod herbeisehnt. Zwischen Joe und Monsieur Roger entwickelt sich eine außergewöhnliche Freundschaft.

Die Geschichte spielt in einer kanadischen Kleinstadt in den 80er Jahren. Hélène identifiziert sich mit einer Figur aus einer Zeichentrickserie, die sie gespannt verfolgt. Immer wieder beschreibt sie, was dieser Comicfigur widerfährt, und zwar sehr detailliert. Und genau das war das Problem, das ich mit diesem Roman hatte. Die Geschehnisse in der kanadischen Provinz und das Heranwachsen des Mädchens, das ein Junge sein wollte, fand ich gut erzählt. Ich musste einige Male schmunzeln, insbesondere als Hélène sich unaufhaltsam in eine junge Frau verwandelt. Ihrem Vorbild, der Zeichentrickfigur Oscar, wachsen natürlich keine Brüste. Hélène kommt um dieses schwere Schicksal leider nicht herum. Auch die Tatsache, dass sie bereits als kleines Mädchen der Familie helfen will, fand ich sehr rührend. Der Vater ist ein frustrierter Lehrer, der nach und nach dem Alkohol verfällt. Die Mutter ist eine recht resolute Person, die die Fäden zusammenhält. Dann gibt es noch drei Schwestern, um die sich Hélène mehr oder weniger kümmert. Und mittendrin Monsieur Roger, der immer mehr zu einem Teil der Familie wird.

Wie oben bereits erwähnt, fällt mir die Beurteilung nicht leicht. Hätte die Autorin die Szenen der Zeichentrickfigur nicht so ausführlich geschildert, würde ich vier Sterne vergeben. So muss ich leider noch einen Stern abziehen und vergebe drei von fünf Sternen.

Fazit:
Berührende Geschichte mit einigen Längen.