Ein Roman mit Charme

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lilli333 Avatar

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Die achtjährige Hélène wächst in Quebec (Kanada) zwar in bescheidenen Verhältnissen, aber doch wohlbehütet auf. Mit verschiedenen Jobs unterstützt sie die Familie, obwohl das niemand von ihr verlangt. Sie ist so ganz anders als ihre drei Schwestern, ihre Mutter und ihr Vater. Doch was ich ganz toll an ihr finde: Sie kann sich wunderbar in andere hineinversetzen und versteht, was in ihnen vorgeht. So manchen Menschen durchleuchtet sie in diesem kleinen Roman und entdeckt dabei Dinge, die andere einfach ignorieren. Zuweilen wünscht sie sich ein anderes Leben und träumt sich in ihre Lieblingsserie im Fernsehen.

Als eines Tages im Nachbarhaus ein alter Mann, Monsieur Roger, einzieht, geraten die beiden erst mal verbal aneinander. Denn Monsieur Roger kennt offensichtlich alle Flüche der Welt und setzt sie nicht gerade sparsam ein, und Hélène bietet dem alten Griesgram Paroli – der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Von nun an ist der Alte nicht mehr wegzudenken.

Ihr Debütroman ist Marie-Renée Lavoie wirklich gut gelungen. Hélène erzählt in der Ich-Form aus ihrer Kindheit. Obwohl sie anfangs erst acht Jahre alt ist, wirkt sie viel reifer, übernimmt sie doch ein Stück weit die Verantwortung für ihre Familie, da sich der Vater und teilweise auch die Mutter dafür als unfähig erweisen. Nun könnte man vielleicht erwarten, dass das Kind an dieser Bürde zerbricht, doch dem ist überhaupt nicht so. Hélène ist zufrieden mit ihrem Leben. Sie besitzt die Gabe, sich an den kleinen Dingen zu erfreuen.

Somit gibt „Ich und Monsieur Roger“ viel Stoff zum Nachdenken über das eigene Leben, über das, was man wirklich braucht, um glücklich und zufrieden zu sein.

Und da Hélène eben reifer wirkt, lässt sich das Buch auch sehr gut lesen, es ist kein bisschen kindlich, obwohl es aus der Perspektive des Kindes geschrieben ist. Lavoie erzählt mit viel Einfühlungsvermögen auf eine leichte Art und würzt mit genau der richtigen Prise Humor, sodass das Lesen zum Vergnügen wird.