Eine außergewöhnliche Freundschaft

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Héléne ist 8 Jahre alt, nennt sich Joe und gibt sich als 10 aus um einen Job als Zeitungsträger zu bekommen. Héléne gefällt die Vorstellung als Junge für ihre Familie zu "sorgen". Viel lieber noch würde sie körperliche Arbeit vollbringen, aber in ihrem Alter kann sie eine solche Arbeit nicht finden und so träumt sie sich regelmäßig in die Phantasiewelt ihrer Lieblingszeichentrickserie. Dort gibt sich eine Frau ebenfalls als Mann aus.
Eines Tages zieht in ihrem Viertel ein 80jähriger Mann ein, der durch seine ständige Flucherei auffällt. In der Nachbarschaft wird er jedoch geschätzt wegen seines großen Wissens über jegliche Hausmedizin und wird oft aufgesucht und um Rat gefragt. Roger sitzt vor dem Haus auf seinem alten Stuhl aus dem er sich selten erhebt. Er verlässt ihn nur um Abends ins Bett zu gehen.
Hélénes Vater ist ein friedlicher Trinker, der als Lehrer an einer Schule arbeitet. Er ist wenig präsent, dafür aber um so mehr die Mutter. Sie erzieht ihre Mädchen sehr streng, teilweise mit einem Hang ins lieblose, ist jedoch auf ihre eigene Art um die Mädchen besorgt.
Héléne versucht durch ihren erweiterten Zeitungsjob heimlich Geld ins Portemonnaie ihrer Mutter zu schmuggeln, damit sie nicht missgestimmt ist, wenn kein Geld fürs Essen mehr da ist. Aber nach kurzer Zeit bemerkt sie, dass sie dadurch nur zu Beginn ihrer Familie helfen kann, aber das Geld auch dann noch knapp bleibt. So hört sie wieder damit auf.
Roger ist mittlerweile sehr oft bei ihnen und passt auch auf Héléne auf, wenn diese ihrem Job nachgeht. Ein älterer Kollege von ihr hatte Roger kurze Zeit vorher, bevor er starb, darum gebeten.
Obwohl Héléne sich dem widersetzen möchte und ihm verbietet ihr zu folgen, beobachtet er sie noch aus der Entfernung.
Eines Tages rettet er sie somit aus den Fängen eines Vergewaltigers, wodurch Héléne bemerkt, dass sie keineswegs wie ihre Heldin aus der Serie ist, sich wehrlos fühlt, aber Roger unendlich dankbar ist. Sie möchte sich bei ihm bedanken, indem sie seinen "Thron" restaurieren lässt, auf dem er immer im Vorgarten sitzt. Roger ist davon sehr gerührt und reagiert darauf mit seinen altbekannten Flüchen, schließlich weiß er nicht, wann er das letzte Mal ein Geschenk bekommen hat.
So beginnt die außergewöhnliche Freundschaft zwischen Héléne und Roger, die meines Erachtens noch viel deutlicher hätte hervorkommen müssen. Laut Klappentext habe ich mir viel mehr unter dieser Freundschaft vorgestellt. Dies kam leider nicht so deutlich herüber. Trotzdem ist es ein sehr gut geschriebenes Buch. Die Stimmung die von dem Roman herübergebracht wird ist sehr angenehm und man liest dieses Buch sehr gerne. Die Charaktere in dem Buch waren sehr realistisch und interessant. Auch dass Roger seine Gefühle über seine Flucherei vermittelt macht ihn sehr sympathisch.
Alles in Allem ein gelungenes Buch, welches man nur weiterempfehlen kann.