Ich & Monsieur Roger - Drei Jahre in Hélènes Kindheit

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Hélène nennt sich Joe ist acht Jahre, fälscht aber Papiere, um Zeitungen austragen zu dürfen. Sie möchte damit Geld verdienen. Doch wofür eigentlich? Sie sammelt es in einer Kiste und gibt kaum etwas davon aus. Und wenn, dann für andere, nicht für sich. Sie hat drei Schwestern, eine rigorose Mutter und einen Vater, der mit dem Leben nur klarkommt, wenn er nach seiner Arbeit als Lehrer in ritueller Weise trinkt. Alle lieben Joe. So auch ein neuer alter Nachbar, mit dem sich Joe Wortgefechte liefert.

Wir erleben drei Jahre mit Joe und erfahren erstaunliche Storys aus ihrem Leben. Aber egal, wie hart das Leben oft ist, Hélène/Joe nimmt keinen selischen Schaden. Sie hat die Kraft, alles mit Köpfchen und Humor zu verarbeiten. Sie ist immer ihrer Zeit voraus, aber auch als Erwachsene lebt sie ihr Leben auf ihre ganz eigene Weise.

Es macht unglaublich Spaß, dieses Buch zu lesen. Der Stil ist so fluffig und locker, aber auch liebevoll und herzlich, dass man nicht wieder aufhören mag zu lesen. Die Schimpfkanonaden sind erfrischend komisch und wirken dadurch gar nicht so derbe, wie die Schimpfworte eigentlich sollten. Immer wieder finden sich Stellen, die man sich markieren muss, weil sie so urkomisch, aber auch treffend sind. Beispielsweise: "Ich wusste nicht, dass man an irgendetwas sterben musste. Und noch weniger, dass es bessere und schlechtere Arten gab, dies zu tun" (Seite 77). So witzig und blasphemisch das ist, so treffend ist es aber auch. Genau mit solchen Perlchen ist das Buch geradezu gespickt.

Für mich ist "Ich & Monsieur Roger" jedenfalls ein echtes Herzensbuch, das einen besonderen Platz in meiner Bibliothek und meinem Herzen bekommt. Fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung!