Der Held erlebt ein Fiasko

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buecherfan.wit Avatar

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In Hervé Le Telliers hochgelobtem Roman “Ich verliebe mich so leicht“ liebt der namenlose Held die ebenso namenlose Heldin und reist ihr unaufgefordert nach Schottland nach. Während ihrer leidenschaftlichen Affaire in Paris hat die deutlich jüngere Geliebte nie ein Hehl daraus gemacht, dass sie eine feste Beziehung mit einem anderen hat. Der auf die 50 zugehende Held kann trotzdem nicht glauben, dass sie ihn überhaupt nicht liebt oder begehrt. Seine zwei Tage in Schottland verbringt er im Wesentlichen mit Warten und will bis zum Schluss nicht einsehen, dass er keine Chance hat. Da hilft auch nicht die vage Aussicht, die geliebte Frau in Paris noch einmal wiederzusehen.
In dem schmalen Bändchen im Reclam-Format passiert nicht viel. Der Leser bekommt einen Einblick in die Gedanken und Gefühle des frustrierten Liebhabers, der sich diese Demütigung nicht hätte antun müssen. Ich habe die Geschichte im Original gelesen und hatte viel Freude an der sprachlichen Qualität, dem Witz und den Wortspielen. Letztere gehen in der deutschen Übersetzung wahrscheinlich verloren, zum Beispiel, wenn er die Frau im Auto auffordert sich anzuschnallen („Je préférerais aussi que tu t´attaches.“) und dann lächelnd hinzufügt, dass sie ja nicht ohne weiteres Bindungen eingeht („… c´est vrai que tu ne t´attaches pas facilement.“ S. 37). Der Mann lächelt, die Reaktion der Frau ist unbekannt.
Als Roman hat mich die Geschichte nicht wirklich überzeugt. Da bin ich etwas enttäuscht.