Ein tragi(komi)scher Held

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In „Ich verliebe mich so leicht“ schickt Hervé Le Tellier seinen auf die 50 zusteuernden Helden (im wahrsten Sinne des Wortes, dazu aber gleich mehr) auf die Reise, und zwar nach Schottland. Zweck der Reise ist das Umgarnen einer deutlich jüngeren Frau. Die beiden hatten in Paris eine Affäre – obwohl sie ihn hatte wissen lassen, dass sie gebunden sei. Aber wo die Liebe hinfällt, weiß man ja, wächst kein Gras mehr. Das erfährt auch der Held bei seiner Ankunft, nach der sie ihm unmissverständlich klar macht, dass das nichts wird … auf dem harten Boden der Realität nicht recht ankommen wollend, sinniert er über diese aus seiner Sicht doch so erstrebenswerte Beziehung, ihre Pläne – und, wie sollte es in Schottland anders sein: Schafe.

Zunächst: „Ich verliebe mich so leicht“ könnte man wohl eher als Büchlein denn als Buch bezeichnen – das ist aber auch völlig in Ordnung so, denn Handlung ist kaum feststellbar. Vielmehr geht es um (zurückgewiesene) Liebe, eine Art Torschusspanik und Innensichten eines in die Midlife-Crisis steuernden Mannes, der die (angekündigte) Zurückweisung einer jüngeren Frau nicht wahrhaben will. Vielleicht weil das Thema nicht gerade neu ist, wählt Le Tellier eine ungewöhnliche Erzählform: Er schreibt von „unserem Helden“ und „unserer Heldin“ und verortet sie damit quasi in der griechischen Antike und das trifft es gar nicht schlecht, denn was die beiden bzw. vor allem er erleben, kommt einem antiken Drama schon recht nahe. Wobei Drama nicht so recht passen will, denn dazu passt die Tonalität so gar nicht: Der „Kniff“ seine Figuren namenslos zu belassen und sie pauschal „Held/Heldin“ zu nennen, könnte man als bloße Distanz sehen, mir schien es, dass Le Tellier hier Ironie walten lässt und sich gewissermaßen über seine Figuren lustig macht (dazu gibt der Held auch allen Anlass). Das würde nämlich gut zum Schreibstil und dem lakonischen Humor passen. Mich hat das Buch während der kurzen Lesezeit gut unterhalten (mal keines der künstlich „aufgeblasenen“ Bücher), dazu muss man aber wohl auf diese Art von Humor stehen und sollte sich für Gedanken- und Wortspiele begeistern können.