Nachgereichtes Fanmaterial

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Ich versteige mich im Bezug auf Hervé Le Telliers Buch "Ich verliebe mich so leicht" auf die These, dass es dieses Buch im deutschen Buchhandel niemals gegeben hätte, wäre Le Telliers Bestseller "Die Anomalie" nicht auch bei uns in Deutschland zu einem solchen vielbeachteten Erfolg geworden.
Denn bei "Ich verliebe mich so leicht" handelt es sich um eine kleine Erzählung des Franzosen aus dem JAhr 2007, die nun in der Übersetzung von Jürgen und Romy Ritte mit allen möglichen Tricks auf eine Buchlänge von guten 110 Seiten gestreckt wurde.

Kleine barocke und leicht schiefe Inhaltszusammenfassungen auf den elf Kapitelblättern, ein großer Satz mit wenig Inhalt auf den Seiten, eine umfangreiche Titelübersicht im Anhang, Dank an Firmen wie Apple France oder British Airways sowie Werbung für weitere Buchtitel des Franzosen, und schon ist die aufgeblähte Mogelpackung für 20 Euro fertig.

Der eigentliche Inhalt der Erzählung passt aber gerade einmal auf eine Postkarte. Ein namenloser Mann, vom Erzähler immer als "Unser Held" adressiert, fliegt nach Schottland, um dort seine Angebetete zu treffen.
Die Magie des Wiedersehens, sie bleibt trotz imposanten Schauplatz in den Highlands aus, sie treffen sich im Glen Carron Park, aber es will so recht nicht funken, sodass der Mann dann später wieder nach Frankreich zurück. Dabei gibt es eine winzige Anspielung auf Le Telliers Roman "Die Anomalie", aber sonst nichts, das dieses Buch besonders macht.
Weder der erzählerischer Hintergrund Le Telliers von der Gruppe Oulipo, noch sonst irgendetwas, das diese hingeschluderte Erzählung erinnernswert macht. In einer halben Stunde ist sie gelesen, nach einer halben Stunde auch wieder vergessen. Leider nur nachgereichtes Fanmaterial. Aber Leser*innen, die "Die Anomalie" begeistert hat, dürfen die Finger von dieser dünnen Erzählung lassen.